Zusammenfassung
Nimmt man an den Ovarien von Versuchstieren eine einseitige mehrmalige temporäre Blutsperre der Hilusgefä\e vor, so bekommt man eine Aktivierung des Ovars, die aber ziemlich unphysiologisch ist: vermehrte Follikelbildung, Aktivität des Keimepithels, vorzeitige atretische Umwandlung der Follikel, Degeneration der Eizellen, Bildung von echten Corpora haemorrhagica, starke Granulosazellwucherung. Durch diesen Reiz werden hormonale Stoffe in starker Konzentration in die Blutbahn abgegeben, die zu einer starken Zunahme der Erythro-cytenbildung führen. Als Zeichen der erhöhten Funktion des Knochen-markes treten Jugendformen der roten Blutkörperchen primär meist Reticulocyten, sodann Normoblasten in gro\er Zahl auf. Der Reiz kann bei jugendlichen Tieren eine so starke Blutkrise machen, da\ die Ery-throcytenbildung zunächst vermindert erscheint. Injiziert man Serum derartig vorbehandelter Tiere, so bekommt man die gleiche Zunahme der Erythrocyten mit den Zeichen der überstürzten Bildung. Auch Verfütterung ist in gleicher Weise wirksam. Die hormonalen Stoffe werden also durch die Verdauungssäfte nicht zerstört und resorbiert. Diese Stoffe sind nicht identisch mit dem Follikel- und Corpus luteum-Hormon. Eine gleich wirksame Aktivierung des Ovariums kann man auf hormonalem Wege erreichen durch gro\e Gaben von Prolan. Die Wirkung geht ebenfalls über eine überstürzte Aktivierung der physio-logischen follikulären Reifungsvorgänge mit enorm gesteigerter Bildung von Granulosa- und Luteinzellen. Auch unter dieser Prolanwirkung gibt das Ovar offensichtlich Stoffe vermehrt an das Blut ab, die die gleiche Wirkung auf die Blutbildung ausüben wie bei den genannten Versuchen. Auch hier lassen sich die Stoffe im Blutserum durch den Injektionsversuch auf normale Tiere nachweisen. Bei stark anämisierten Tieren tritt unter dem Einflu\ dieser Stoffe eine fast doppelt so schnelle Blutregeneration ein wie bei nichtbehandelten Tieren. Die ganze Wir-kung ist geschlechtsgebunden. Sie tritt beim männlichen Tier nicht oder nur in rudimentärster Form ein. Im Ovar dürfte also im Sinne vonK. Ziegler ein Hormon vorkommen, das einen starken Einflu\ auf die Blutbildung und damit auf das Tempo der Blutregeneration hat. Es ist wahrscheinlich, da\ diese hormonalen Stoffe an die Stoffwechsel-Vorgänge der Granulosazellen gebunden sind.
Inwiewiet sich diese Befunde auch auf den Menschen übertragen lassen, wieweit sie mit gewissen Erkrankungen der Blutbildung, z. B der echten Chlorose, verbunden sind, müssen weitere Untersuchungen lehren.
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Inaugural-Dissertation der Medizinischen Fakultät der Universität Frei-burg i. Br.
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Schwarzhoff, E. Weitere Untersuchungen zur Frage der Beziehungen des Ovariums zur Bluthildung. Z. Ges. Exp. Med. 99, 214–226 (1936). https://doi.org/10.1007/BF02679150
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