Zusammenfassung
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1.
Das der Leber entströmende Blut in der Vena hepatica wird bei O2-Mangel trotz Wasserzufuhr flüssigkeitsärmer als das zuströmende Blut in der Vena portae. Es muß eine Ableitung des Wassers durch die Leber in andere Gebiete (Lymphgefäße, Galle, Darmsekretion, Gewebe) stattfinden. Durch Dextrose wird diese Differenz im zu- und abströmenden Blut aufgehoben; die dadurch zu erklärende Bilanzveränderung siehe Mitteilung VII.
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2.
Bei Wasserzufuhr im O2-Mangel kommt es zu einem vermehrten Eiweißabbau, dessen Spaltlinge in der Leber einen weiteren Abbau erfahren und zum Teil dort gespeichert werden (s. Mitteilung IX).
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3.
Durch Dextrosezufuhr wird dieser Eiweißabbau gedrosselt; aus der Peripherie fließen der Leber relativ weniger kleine Abbauprodukte, aber gleich viel große Spaltlinge zu. Die Leber gibt vermehrt größere, in etwas geringerer Menge kleine Abbauprodukte ab und bleibt selbst eiweißreicher, wird aber ärmer an allen Rest-N-Fraktionen.
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4.
Während im O2-Mangel bei Wasserzufuhr die Spaltung des Eiweißes überwiegt, kommt es durch Dextrosefütterung zwar auch zum Zerfall von Eiweiß, doch läßt sich eine stärkere Tendenz zum Aufbau des Eiweißes nachweisen.
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5.
Die Zuckerfütterung ist also imstande, den im O2-Mangel pathologisch erhöhten Eiweißabbau der Norm zu nähern. “Schutz des Eiweißes durch Kohlehydratzufuhr.”
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6.
Ceteris paribus führt im Organismus Sauerstoffmangel zum Eiweißabbau in der Leber, Zuckerzufuhr zum Eiweißaufbau.
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7.
Diese Versuche zeigen überdies, daß der O2-Mangel durch einschneidende Veränderungen des Stoffwechsels auch Veränderungen physikalischer Art in den Gefäßen, Veränderungen im Wasserhaushalt und damit in der Größe der Organe herbeiführen kann, Veränderungen, die klinisch für das Verständnis der Störungen bei Kreislaufkranken von Bedeutung sein müssen.
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Elias, H., Kaunitz, H. Zur Lehre des Stoffwechsels bei Sauerstoffmangel. Z. Ges. Exp. Med. 92, 450–468 (1934). https://doi.org/10.1007/BF02665650
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