Zur Lehre des Stoffwechsels bei Sauerstoffmangel

Zusammenfassung

• 1. Es wird mit einer neuen, eigens dazu ausgearbeiteten Methode der Rest-N mit seinen Fraktionen in der Leber bestimmt, und zwar von normalen Kaninchen, ferner von Kaninchen, die bei Atmosphärendruck oder bei Unterdruck einerseits Dextroselösung, andererseits dieselben Mengen Wasser 2 mal täglich erhalten hatten.

• 2. Das Gewicht der Leber nimmt in allen Versuchen begreiflicherweise ab, interessanterweise auch relativ im Verhältnis zum Gesamtorganismus, während nach früheren Untersuchungen ohne Wasserzufuhr die Leber, freilich auch von anderen Tieren (Mäusen, Meerschweinchen), an Gewicht im Unterdruck in Prozenten des Gesamtgewichtes deutlich zugenommen hat. Nur bei Dextrosezufuhr im O₂-Mangel, wo das Lebergewicht zwar absolut auch abnimmt, erreicht es in Prozenten des Gesamtgewichtes fast normale Werte.

• 3. Wie nach früheren eigenen Untersuchungen des Rest-N im Blute zu erwarten war, steigt auch der Rest-N in der Leber bei den Wasser-Hungertieren wie bei den Wasser-Unterdrucktieren an und wird bei Dextrosezufuhr bei Atmosphärendruck bereits deutlich, bei Unterdruck noch doppelt so stark herabgesetzt; pro Leber berechnet ist freilich der Rest-N bei normalen Tieren am höchsten (Einströmen von Eiweißspaltlingen aus dem gefüllten Darm). Im übrigen zeigt die Gesamtleber aller anderen Tiere eine starke Herabsetzung des gesamten Rest-N pro Leber, nur die im Unterdruck mit Dextrose versorgten Tiere, die eine besonders große Leber aufwiesen, zeigten eine mäßige Erhöhung des Gesamt-Rest-N gegenüber den anderen Versuchstieren, reichen aber an normale Werte noch lange nicht heran.

• 4. Der im Hunger bei Wasserzulage und im Unterdruck bei Wasserzulage erhöhte Harnstoff-N in der Leber pro Gramm feucht wird durch Dextrose herabgesetzt.

• 5. Dasselbe gilt für den Aminosäure-N in der Leber.

• 6. Der Polypeptid-N im Gramm Leber feucht zeigt umgekehrt zumindest keine Erhöhung, vielleicht eine leichte Herabsetzung bei Wasserzulage im Atmosphärendruck oder Unterdruck, eine Herabsetzung, die bei Dextrosezufuhr zwar durchaus nicht wettgemacht, aber zum Teil ausgeglichen wird.

• 7. Im großen und ganzen wird das Verhältnis zwischen den einzelnen Rest-N-Fraktionen durch die gewählten Versuchsbedingungen nicht wesentlich verändert.

• 8. Auch in dieser Versuchsreihe ist Dextrosezufuhr imstande, die Entstehung eines Teiles der für den O₂-Mangel charakteristischen Stoff-wechselveränderung, hier des Eiweißstoffwechsels, der Norm zu nähern: der sonst erhöhte Rest-N, Harnstoff-N, Aminosäure-N in der Leber bleibt normal hoch; der sonst in der gesamten Leber herabgesetzte Polypeptid-N wird etwas erhöht.