Zusammenfassung
Zur Klärung der Frage, an welcher Stelle der als Reiz für die Ausschüttung des kontrainsulären Vorderlappenhormons maßgebende, erniedrigte Blutzucker wirksam wird, wurden Narkoseversuche am Hund vorgenommen und der 2 Stunden nach einer Insulininjektion entnommene Hundeliquor am Kanichen auf seinen Hormongehalt ausgewertet.
Die Insulinblutzuckerkurve des Hundes zeigt bei gleichzeitiger Hirnstammnarkose ungewöhnlich tiefe Werte, ja es kann unter diesen Umständen schon nach relativ kleinen, normalerweise völlig ungefährlichen Insulindosen zum Tode des Tieres im hypoglykämischen Shock kommen. Die Erklärung für dieses Verhalten gibt die Tatsache, daß es während einer Hirnstammnarkose trotz erheblicher Insulinhypoglykämie nicht zu einer Ausschüttung des kontrainsulären Vorderlappenhormons kommt. Damit bleibt überhaupt jede Gegenregulation gegen die Insulinwirkung aus, da es bei fehlender Hormonausschüttung aus dem Hypophysenvorderlappen auch nicht zu einer reaktiven Adrenalinausschüttung kommen kann.
Das Ausbleiben einer Ausschüttung des kontrainsulären Vorderlappenhormons während einer Hirnstammnarkose beweist, daß es sich bei dem Einfluß des sinkenden Blutzuckers auf die hormonale Tätigkeit des Hypophysenvorderlappens nicht um eine unmittelbare, humorale Einwirkung auf das Organ handeln kann. Der Angriffspunkt der als adäquater Reiz wirkenden Hypoglykämie muß entweder in zentralnervösen Gebilden des Zwischenhirns selbst liegen oder auch in einem peripher davon gelegenen Organ, welches die Fortleitung des Reizes bis zum Zwischenhirngebiet vermittelt. Für das Zustandekommen einer reaktiven Ausschüttung des kontrainsulären Vorderlappenhormons ist die Funktionstüchtigkeit nervöser Zentralgebilde im Zwischenhirn, vielleicht außerdem dorthin ziehender peripherer Nerven unerläßliche Vorbedingung.
Schrifttum
Lucke u.Werner: Z. exper. Med.102, 242 u. 257 (1938).
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Lucke, H., Koch, A. Der Einfluß von Hirnstammnarkosen auf die Ausschüttung des kontrainsulären Vorderlappenhormons. Z. Ges. Exp. Med. 102, 257–262 (1938). https://doi.org/10.1007/BF02630254
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DOI: https://doi.org/10.1007/BF02630254