Der Ausschüttungsreiz des kontrainsulären Vorderlappenhormons

Zusammenfassung

Untersuchungen am Hund mit Auswertung des Hundeliquors am Kaninchen führten zur Klärung der Frage, welcher Reiz für die Ausschüttung des kontrainsulären Vorderlappenhormons maßgebend ist. Wird neben dem Insulin gleichzeitig Traubenzucker oder Adrenalin gegeben, so hängt die Ausschüttung des Hormons von dem Verhalten des Blutzuckers ab. Wird die Hypoglykämie nicht ausreichend ausgeglichen, so erscheint das kontrainsuläre Hormon weiter im Liquor. Wird jedoch durch Zuckerzufuhr eine stärkere Insulinhypoglykämie verhindert, so kommt es nicht zur Ausschüttung des kontrainsulären Vorderlappenhormons. Der maßgebende Reiz für die Hormonausschüttung aus der Hypophyse ist demnach nicht das eingeführte Insulin, sondern die Hypoglykämie. Der entscheidende Grenzwert dürfte bei etwa 60 mg-% liegen. Damit liegen die Dinge völlig analog den bekannten Verhältnissen einer reaktiven Adrenalinausschüttung bei Insulinhypoglykämie. Diese reaktive Adrenalinausschüttung ist aber keine selbständige adrenale Tätigkeit, sondern sie muß auf dem Wege über den Hypophysenvorderlappen, das Zuckerzentrum und die sympathische Nervenbahn zustande kommen.

Auffallenderweise erscheint das Hormon wieder im Liquor, wenn man durch Zucker oder Adrenalin den Blutzucker auf sehr hohe Werte treibt. Offenbar kommt unter diesen, im natürlichen Geschehen kaum vorkommenden Bedingungen noch eine weitere Möglichkeit des Reizes auf die Hypophyse in Betracht, die in der reaktiven Tätigkeitssteigerung des Pankreas gesehen werden könnte und auf dem Nervenweg vermittelt sein müßte. Unter gewöhnlichen Bedingungen dürfte jedoch dem sinkenden Blutzucker die entscheidende Bedeutung für die Hormonausschüttung aus dem Hypophysenvorderlappen zukommen. Zu klären bleibt noch die Frage, auf welche Weise und auf welchem Wege der Blutzuckerreiz wirksam wird.