Die spezifisch dynamische Wirkung der Nahrung im Kindesalter

Zusammenfassung

Wenn man einem Kind 1/3 Liter Milch zu trinken gibt und halbstündlich den Sauerstoffverbrauch bestimmt (Krogh), so zeigt die durch diese Werte gelegte Kurve keinen gleichmäßigen Anstieg und Abfall, sondern es treten in ihrem Verlaufe oft tiefe Depressionen auf, welche weit unter die Linie des Ruhe-Nüchternumsatzes reichen können. Noch deutlicher werden diese Verhältnisse nach der Verabfolgung von 50 g Traubenzucker beobachtet. Der respiratorische Quotient im Differenzspirometer (Helmreich-Wagner) zeigt während solcher Depressionen immer Werte über 1. Daraus kann man schließen, daß während dieser Zeit eine Fettbildung aus Zucker stattfindet. Eine solche Depression bedeutet also nicht eine Einschränkung der Verbrennungen, sondern nur eine Verringerung der Sauerstoffaufnahme aus der äußeren Luft, da bei der Umwandlung der sauerstoffreichen Kohlehydrate in das sauerstoffarme Fett endogen Sauerstoff frei wird, der dem Organismus in gleicher Weise wie der atmosphärische Sauerstoff zur Verfügung steht).

In der I. Mitteilung wurde berichtet, daß die spezifisch dynamische Wirkung in direktem Verhältnis zur Größe der Kinder steht. An diesem Ergebnis scheinen mehrere Faktoren beteiligt. Beim wachsenden Organismus tritt der Ansatz gegenüber dem Verbrauch stärker hervor. Der für den Ansatz verwendete Teil der Nahrung ist ebenso wie die Erhaltungskost dynamisch wirkungslos. Außerdem besteht beim Kleinkind nach unseren Beobachtungen eine umfangreichere Fettbildung aus Zucker als beim Erwachsenen. Diese Vorliebe für die Energiespeicherung durch Fettbildung aus Zucker könnte zum Teil in der relativen Kleinheit der Speicher gelegen sein.

Die Form der Verdauungskurve ist zur Funktionsprüfung auf die individuelle Fähigkeit der Fettbildung aus Zucker geeignet und zeigt einen Weg zur quantitativen Berechnung des aus Kohlehydrat gebildeten Fettes.