Zusammenfassung
Diekünstliche Sensibilisierung der menschlichen Haut gelingt beinahe bei jeder Versuchsperson, falls die Sensibilisierung mit Zuhilfenahme derDepotinjektionsmethode geschieht, bei welcher die fraglichen Substanzenstets in dieselbe Stelle der Haut appliziert werden. Bei gewissen Stoffen genügt die Applizierung der reinen Substanz, bei anderen Stoffen aber, und das ist der Fall besonders bei denchemisch definierten Substanzen, ist es zweckmäßig, die Substanzvorher mit irgendeinemBegleitstoff (Schleppersubstanz) zu mischen, mit dessen Hilfe dann die Sensibilisierung leicht vor sich geht. Als Schleppersubstanzen haben sich in unseren Versuchen nicht nurEiweiße (Serum) und eiweißartige Stoffe, sondern auchCholesterin undTraubenzucker bewährt. Die Sensibilisierung beginnt in der nächsten Umgebung der Depotstellen und breitet sich allmählich auf die ganze Körperfläche aus. Auf weitere Depotbehandlung stellt sich eineDesensibilisierung ein, und zwar auf demselben Wege wie die Sensibilisierung, d. h. sie beginnt in der Umgebung der Depotstellen, um allmählich allgemein zu werden.
Literaturverzeichnis
Die Bedeutung dieser Methode in der Erforschung der Allergie wurde vonTörök erkannt, der sie mit folgenden Worten empfiehlt; „Hier öffnet sich demnach ein neuer gangbarer Weg für die Allergieforschung, von welchem manche Aufklärung über dieses schwierige Problem … zu erhoffen ist.“ (Handbuch der Hautund Geschlechtskrankheiten. Bd. 6.)
Auf die einzelnen Reaktionskörper, welche in der allergischen Reaktion teilnehmen, gehen wir nicht ein; wir verweisen auf unsere, in der Klinischen Wochenschrift erschienene Arbeit:Über das Wesen der Allergie. Wir begnügen uns damit. kurz zu erwähnen, daß bei jeder allergischen Reaktion außer dem Allergen nochzwei Stoffe mitwirken: im Sensibilisierungsstadium 1. ein nichtspezifischer, entzündungssteigernder Stoff und 2. das spezifische Reagin, welche beide die entzündliche allergische Reaktion steigern, andererseits im Desensibilisierungsstadium 1. ein nichtspezifischer, entzündungsabschwächender Stoff und 2. das spezifische Dereagin, welche beide entzündungswidrig wirken.
Lehner u.Rajka: vgl. Passive Übertragung der Reagine und Dereagine. Krkh.forschg8 (1930).
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Lehner, E., Rajka, E. Künstliche Sensibilisierung und Desensibilisierung der menschlichen Haut unter Vermittlung von Schleppersubstanzen. Z. Ges. Exp. Med. 71, 123–136 (1930). https://doi.org/10.1007/BF02627012
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