Chemische und physiologische Befunde bei Neurosen

Zusammenfassung

Es ist festgestellt, daß die von mir untersuchten Neurosen sich durch auffallende Serumveränderungen vom vegetativ normalen Menschen unterscheiden: 1.durch verminderte Senkungsgeschwindigkeit der Erythrocyten, 2. durch eineAlbuminämie, die den Albumin-Globulinquotienten in die Höhe treibt. Der höchste von mir gefundene Wert war ein Quotient von 6,5, 3. durch dieabnorme Labilität des verändertenAlbumin-Globulingleichgewichts auf hormonale Reize hin, 4. wurde festgestellt, daß auf Hypophysin statt eines antidiuretischen Effekts eine Diurese zustande kommt.

Alle diese Symptome sind den vegetativen Neurosen, den Neurosen ohne somatische Stigmata und den Zwischenhirnerkrankungen Punkt für Punkt. gemeinsam. Das würde aber heißen, daß die von mir aufgedecktenSerumveränderungen undWasserhaushaltsanomalien der Neurosen weitere Beweise dafür sind, daß bei diesen Krankheitserscheinungen die Koordinationszentren der vegetativen Funktionen im Zwischenhirn und im Hypothalamusgebiet (zum mindesten funktionell)gestört sein müssen.

Die wesentlichen Ergebnisse dieser Untersuchungsreihe wurden von mir auf der 16. Tagung der nordwestdeutschen Gesellschaft für innere Medizin in Kiel, Juli 1931, unter dem gleichlautenden Thema vorgetragen.