Zusammenfassung
1. Es muß an der Existenz rhombencephaler, den spinalen Ursprungsstätten der Vasomotoren übergeordneter Zentren festgehalten werden. Hierauf weist nicht nur das Erhaltenbleiben der Reaktivität gegenüber pressorischen, respektiv depressorischen Reflexen nach Durchtrennung des Hirnstammes caudal vom Mittelhirn, sondern auch die blutdrucksteigernde Wirkung der Asphyxie nach diesem Eingriff hin.
2. Anhaltspunkte für tonische Dauerwirkungen von Cortex, respektive Vorderhirnganglien auf die tiefer liegenden Vasomotorenapparate konnten aus der Beobachtung des Blutdruckes nach Entfernung dieser Teile des Nervensystems nicht gewonnen werden. Auch der Wegfall der von diencephalen Zentren abgegebenen Erregungen drückt sich bloß in einer vorübergehenden Blutdrucksenkung aus, wird also ziemlich bald kompensiert.
3. Nach Durchtrennung des Mittelhirns, respektive caudal von demselben ist oft eine auffallende Blutdrucksteigerung von 4–10 Minuten Dauer zu beobachten, die weitgehend unabhängig von der Starre der Skeletmuskulatur, welche dieser Eingriff auslösen kann, auftritt. Sie ist auf das Zusammenwirken zweier Momente, die gesteigerte Reaktivität der tieferen Zentren gegenüber pressorischen Reizen nach der Mittelhirndurchtrennung und die Reizwirkung des Eingriffes auf die rhombenzephalen Zentren zurückzuführen.
4. Während sich nach der Durchtrennung im caudalen Abschnitt des Mittelhirns, respektiv caudal von diesem eine verstärkte Wirkung blutdrucksteigender Eingriffe (pressorische Reflexe, Injektion von 10%iger NaCl-Lösung in den IV. Ventrikel, Asphyxie) bei gutem Zustande des Präparates regelmäßig nachweisen ließ, zeigten depressorische Reflexe nach diesem Eingriff keine regelmäßige Änderung.
5. Die erhöhte Reaktivität gegenüber blutdrucksteigernden Reizen nach Mittelhirndurchtrennung ist bei der Prüfung der Wirkung von Eingriffen oder Drogen auf das Vasomotorensystem zu berücksichtigen und durch Untersuchungen an Tieren mit normaler Reflexerregbarkeit zu kontrollieren.
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Zur Vermeidung direkter Reizwirkung des Äthylchloridsprays empfiehlt es sich, die Hirnsubstanz durch eine ganz dünne Gummimembran zu schützen.
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Spiegel, E.A., Yaskin, J.C. Beiträge zum Studium des vegetativen Nervensystems. Z. Ges. Exp. Med. 63, 505–514 (1928). https://doi.org/10.1007/BF02625781
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