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Studien über die Zellaktivität

IV. Mitteilung. Histogenetische Untersuchungen über den Eisenpigmentstoffwechsel

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Zeitschrift für die gesamte experimentelle Medizin

Zusammenfassung

1. Nach den Untersuchungen vonNeumann, Lubarsch u. a. ist eine direkte Einwirkung von Zellen auf den Blutfarbstoff erforderlich, um eine Umwandlung desselben zu Eisenpigment zu bewirken. Dieser celluläre Einfluß erfolgt aber entgegen den Untersuchungen vonNeumann nicht auf einen direkten Kontakt hin, sondern gewöhnlicherweise verhält sich die Zelle des Unterhautbindegewebes der Maus bei lokalem Angebot ebenso wie die Pulpazellen der Milz des Kaninchens bei allgemeinem Angebot indifferent gegenüber angebotenem freiem Blutfarbstoff. Selbst ein Überangebot an freiem Blutfarbstoff vermag an sich nicht zu einer allgemeinen oder auch überhaupt nur zu einer Hämosiderinablagerung beizutragen.

2. Durch bestimmte Zellstimulationen gelingt es, ohne daß überhaupt eine Verminderung der Erythrocytenzahl beim Kaninchen eintritt, neben Phagocytosen von sonstigen Zelltrümmern auch Eisenpigmentablagerungen in den Pulpazellen zu erreichen. Derartige Zellstimulationen können durch Streptokokken, Proteus OX—19, durch artfremdes Serum und andere Substanzen ausgeführt werden. Keineswegs konnten wir mit Hilfe einiger hämolytischer Gifte eine Hämosiderinablagerung in der Kaninchenmilz erreichen, obwohl die Erythrocytenzahl stark heruntergegangen war.

3. Dieselben Ergebnisse bezüglich der Eisenpigmentspeicherung ließen sich an der Kultur der Kaninchenmilz erheben. Hier zeigte es sich, daß die unbeeinflußte Milzkultur nach etwa 4 Tagen eine ganz geringfügige Hämosiderinablagerung erkennen läßt, daß dagegen ein Überangebot an Blutfarbstoff allein oder auch an arteigenen Erythrocyten in noch geringerem Maße eine Hämosiderinablagerung zeigt, die erst nach sehr langer Bebrütungsdauer auftritt. Dagegen konnte durch bloßen Zusatz von artfremdem Serum zu der Gewebskultur bereits nach zweitägiger Bebrütungsdauer eine hochgradige Hämosiderinablagerung in fast allen gut erhaltenen Zellen erkannt werden, wobei als hämoglobinhaltiges Material das in dem Gewebsstückchen befindliche Blut in Frage kommt.

4. Auf Grund der übereinstimmenden Versuche am intakten Organismus und an der Gewebskultur muß es sehr in Frage gestellt werden, ob die Milz unter normalen Verhältnissen ein Blutzerstörungsorgan darstellt. Auf Grund obiger Versuche ist eine derartige Funktion, die schon früher in Frage gestellt worden war, vollends erschüttert.

5. In derselben Weise wie bei der Farbspeicherung zeigt sich bei dem mikroskopisch darstellbarem Hämoglobinstoffwechsel die Eigenregulation der Zelle, die ihren Stoffwechsel unabhängig von dem Stoffangebot regelt. In diesem Sinne ist auch die Speicherung des Hämoglobin und dessen Verarbeitung ebenso wie die Farbspeicherung zu den aktiven Zellvorgängen zu rechnen.

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Wallbach, G. Studien über die Zellaktivität. Z. Ges. Exp. Med. 63, 426–495 (1928). https://doi.org/10.1007/BF02625779

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