Über die zentral-nervöse Regulation des Blutes

VI. Zusammenfassung

1. Es besteht ein enger Zusammenhang zwischen Blutbildänderung und Änderung im Wärmehaushalt sowie anderen vegetativ regulierten Stoffwechselvorgängen, sowie eine Abhängigkeit der Blutbildänderungen vom vegetativen Nervensystem.Klinische und experimentelle Untersuchungen legen die Annahme einer zentralnervösen Regulation des Blutes nahe.

2. Durch Bakterieneiweißinjektion (Pyrifer) läßt sich bei Mensch und Tier Fieber verbunden mit starker Leukocytose und Vermehrung der myeloischen Zellen mit Linksverschiebung hervorrufen.

3.Bei Kaninchen ließ sich zeigen, daß nach Halsmarkdurchschneidung die sonst durch Bakterieneiweißinjektion auslösbare Leukocytose mit myeloischer Tendenz aufgehoben ist. Bei halbseitiger Halsmarkdurchschneidung ist die normale charakteristische Bakterieneiweißleukocytose noch auslösbar.

4.Zentralnervöse vegetative Zentren haben einen Einfluß auf die Blutzusammensetzung, ähnlich wie dies für die Wärmeregulation bereits bekannt war; insbesondere für die Leukocytose, die durch Bakterieneiweiß ausgelöst wird, sind vegetativnervöse Zentren verantwortlich, deren Bahnen durch das Halsmark verlaufen.

5. Bei durch Halsmarkdurchschneidung der Wärmeregulation beraubten Tieren wird durch starke Änderungen der Körpertemperatur, wie sie durch änderungen der Außentemperatur herbeigeführt werden können, keine Änderung des weißen Blutbildes hervorgerufen.

6.Die durch experimentelle Acidose herbeiführbare Leukocytose ist auch noch bei durchschnittenem Halsmark auszulösen und ist ein Beispiel dafür, daß außer der zentralnervösen Regulation auch peripherische Änderungen die Blutzusammensetzung beeinflussen.