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Die biologische Auswertung der Eigenstoffe (Eigenserum und Eigenblut)

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Zeitschrift für die gesamte experimentelle Medizin

Zusammenfassung

Die Eigenstofftherapie stellt eine milde Proteinkörpertherapie dar; sie ist den anderweitigen Eiweißpräparaten und dem arteigenen Blut vorzuziehen, da man in dem Eigenstoff unabhängig von der Anaphylaxiegefahr und der Möglichkeit der Übertragung von pathogenen Keimen einen billigen, stets vorhandenen Reizstoff zur Hand hat. Die Auswirkung der Reiztherapie auf den Organismus stellt eine biphasische Reaktion dar mit einer anfänglichen vagalen negativen und einer folgenden positiven sympathicotonen Phase; in diese biphasische Reaktion gehört, abgesehen von Puls und Blutdruck, auch das je nach der Injektionsmenge gegensätzliche Verhalten von Senkung und Gerinnung. Bei stärkeren Reizen ist nur die negative Reaktion zu beobachten; hier treten die ersten anaphylaktoiden Erscheinungen auf: alleinige Erhöhung des Zuckerspiegels, Beschleunigung der Senkung, Verlangsamung der Gerinnung, Blutdruck- und Pulsabnahme, temperatursteigerung. Gemessen an dieser anaphylaktoiden Schwelle, unterhalb der das therapeutische Optimum liegt, entsprechen 2–3 ccm defibriniertes Blut, 6–10 ccm gewaschene Erythrocyten, 10–15 ccm Nativblut, 15–20 ccm Plasma, 25–35 ccm Serum. Die Eigenstofftherapie wirkt vorwiegend durch primäre oder sekundäre Eiweißspaltprodukte, desgleichen hohe Dosen von Ringerlösung oder Aqua destillata, doch haben auch physikalisch-chemische Prozesse wie mechanische Destabilisation (Schütteln) oder intravenöse Injektionen einen deutlichen verstärkenden Einfluß. Bei sehr starken Herdreaktionen des Organismus auf geringe Mengen von Eigenblut ist der Versuch mit einem eiweißarmen Ultrafiltrat, das nur die hochdispersen albumine enthält, indiziert. Die Eigenstoffbehandlung wirkt in unserer üblichen Dosierung steigernd auf die Organfunktionen; nachgewiesen wurde dies an der Tätigkeit des Magens, der Leber und des Pankreas; sie wird daher in der Dermatologie zur Umstimmung fehlerhafter Konstitutionen oder zur Heilung von Dermatosen mit unbekannter Ätiologie nur dann Erfolg haben können, falls eine Reaktionsschwäche der regulierenden Organe vorliegt. Besteht eine Hyperergie, bzw. ist ein gemischter Typ vorhanden, wird stets nur eine Verschlimmerung bzw. ein ausbleibender Effekt resultieren. Dem Praktiker wird empfohlen, je nach der Akuität des Krankheitsprozesses mit einer Dosis von 0,1–1,0 ccm defibriniertes, 10 Minuten lang geschütteltes Eigenblut zu beginnen, allmählich die Gaben zu steigern, falls nicht zu starke Herdreaktionen auftreten, und empirisch einen Heilerfolg zu versuchen. Dem Kliniker wird anheimgestellt, den jeweiligen Konstitutionskomplex möglichst genau zu analysieren und nur Fälle mit ausschließlicher bzw. vorwiegender Unterfunktion der regulierenden Organe zu verwenden, um so die Mißerfolge weitgehend einzuschränken. Zum Schlusse aber möchten wir noch einmal, um die Versager der Eigenbluttherapie nach jeder Richtung hin zu mindern, darauf hinweisen, daß nach den Erfahrungen an der Jenaer Hautklinik zu der verlangten Umstimmung des Organismus unter Umständen sehr viel Zeit und sehr viel Injektionen nötig sind und daß man aus einem kurzdauernden Versuch keinerlei Schlüsse auf die Möglichkeit von Heilerfolgen der Eigenstoffbehandlung ziehen sollte.

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Milbradt, W. Die biologische Auswertung der Eigenstoffe (Eigenserum und Eigenblut). Z. Ges. Exp. Med. 79, 423–441 (1931). https://doi.org/10.1007/BF02625440

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