Untersuchungen über lokale Veränderungen in der Blutzusammensetzung und Blutverteilung

Zusammenfassung

1. Beim normalen Versuchstier wird wie beim Menschen nach Aufnahme von 100–200 ccm Milch das Blut peripher von der Leber während der nächsten 20–60 Minuten eingedickt (Eiweiß- und Erythrocytengehalt). Bei dieser peripheren Bluteindickung wird bei gleichbleibender Konzentration im Pfortaderblut und an der Leber eine relative Kaliumvermehrung gefunden.

2. Bei vagotomierten Versuchstieren erfolgt, wie beim Menschen in manchen pathologischen Fällen, nach Aufnahme von 100–200 ccm Milch eine Verdünnung des Blutes (Eiweiß- und Erythrocytengehalt) in der Vena hepatica und weiter peripher. In der Pfortader und an der Leber kommt es zu einer relativen Calciumvermehrung.

3. Die Abhängigkeit dieser Konzentrationsschwankung des Blutes peripherwärts der Leber von den in Blutanalysen gefundenen Elektrolytveränderungen läßt sich durch Injektion der betreffenden Elektrolyte (Kalium und Calcium) in die Pfortader beim Versuchstier und durch Injektion ins Duodenum am Menschen direkt nachweisen: Kalium bewirkt Wasseraufnahme aus dem Pfortaderblut in die Leber, Calcium Wasserabgabe aus der Leber in die V. hepatica.

4. Die Kaliumvermehrung an der Leber nach Nahrungsaufnahme, wie sie normalerweise gefunden wird, schafft eine vermehrte Flüssigkeitsbewegung vom Blut und von der Lymphe in die Leberzellen, und damit bessere Resorptionsbedingungen in der Leber für die mit der Nahrung aufgenommenen Stoffe. Die Flüssigkeitsbewegung an der Leber kann ferner zu einer Entlastung des Kreislaufs führen.

5. Der Vergleich der Kalium- und Calciumanalysen aus den verschiedenen Gefäßgebieten zeigt schon in der „Ruhe“ einen geringen dauernden Austausch dieser Elektrolyte und des Wassers zwischen Blut und Gewebe: Es ist dies die vegetative Strömung vonF. Kraus undS. G. Zondek. Jeder Reiz bewirkt quantitative und qualitative Änderungen dieser Ruheströmung.