Über eine Störung des Säurebasengleichgewichtes bei der idiopathischen Tetanie des Erwachsenen

Zusammenfassung

Bei einem 55jährigen Mann, der an einer idiopathischen Tetanie litt, sank die Alkalireserve im Plasma, die vor und nach der Behandlung denselben normalen Wert zeigte, zunächst in der erwarteten Weise ab, stieg aber in 4 Versuchen nach Absetzen der acidotischen Medikation weit über den Ausgangswert hinaus auf alkalotische Werte. Beim Gesunden fand sich nur eine Andeutung dieses Verhaltens. Das Verhalten des Ammoniak-Stickstoffquotienten im Harn erwies sich analog. Beim Gesunden war nach Aussetzen der Säurezufuhr der Ammoniakstickstoffquotient von den hohen Werten im Gefolge der künstlichen Acidose wieder zum Ausgangswert abgesunken; beim Tetaniker war er stets zu diesem Zeitpunkt noch hoch. Es lag also eine Blutalkalose mit erhöhter Ammoniakausscheidung vor. Es besteht daher kein zwangsmäßiger Zusammenhang zwischen der Acidose als einemZustand des Organismus und der vermehrten Ammoniakausscheidung im Harn, die nur ein Zeichen der Stoffwechselrichtung, der Einsparung von fixem Alkali ist.

Der niedrige Serumkalkwert blieb durch Ammonchlorid trotz guter klinischer Wirkung unbeeinflußt. Die klinische Wirkung der Calcium-Chloridverabreichung war bei gleichem acidotischen Effekt der des Ammonchlorids weit überlegen. Die beiden Behandlungsweisen sind also theoretisch in keiner Weise zu identifizieren.

Auf Grund des Vorkommens einer Überkompensation der therapeutischen Acidose bei der Tetanie wird empfohlen, die acidotisch wirksamen Substanzen nicht plötzlich abzusetzen, sondern langsam mit der verabreichten Dosis herunterzugehen.