Wärmeregulation und Fettstoffwechsel

Zusammenfassung

Im Anschluß an frühere Untersuchungen vonRaab über das hormonal-nervöse Regulationssystem des Fettstoffwechsels wird versucht, die dort hypothetisch angenommene funktionelle Identität des mesencephalen Wärmezentrums mit dem an gleicher Stelle lokalisierten Fettstoffwechselzentrum experimentell nachzuweisen. Als in diesem Sinne sprechende Argumente ergaben sich:

• 1. eine vollkommene Aufhebung der vom Fettzentrum ausgehenden Pituitrinreaktion des Fettstoffwechsels (= Blutfettsturz, wahrscheinlich durch intensive intrahepatale Fettverbrennung) durch solche Antipyretica, welche das Wärmezentrum lähmen (während das peripher angreifende Chinin den Pituitrineffekt nur wenig beeinträchtigt);

• 2. ein dem Pituitrineffekt (= Reizung des Fettzentrums) analoges Verhalten des Blutfettes bei Reizung des Wärmezentrums durch Wärmestich.

Das Verhalten der Körpertemperatur nach Pituitrinzufuhr gibt keinen Aufschluß über die Intensität der durch Pituitrin in erster Linie gesteigerten Fettoxydation.

Aus den bisherigen Untersuchungen wird der Schluß gezogen, daß eineTeilfunktion des im Tuber cinereum situierten Wärmezentrums in der Anregung zu einer intrahepatalen Fettverbrennung besteht und daß der Tonus dieser Funktion durch das Sekret des Hypophysenzwischenlappens (Pituitrin) spezifisch reguliert wird. — Andererseits wirken anscheinend auch übergeordnete Wärmezentren des Hirnstammes (wahrscheinlich im Corpus striatum gelegen) auf das im Tuber cinereum situierte Wärmezentrum ein, jedoch möglicherweise nicht bloß durch eine isolierte Anregung der Fettverbrennungskomponente wie das Pituitrin, sondern unter Mitbeteiligung von zentral beeinflußten K.-H.-Umsatzvorgängen (Wärmestichfieber).