Zusammenfassung
1. Am Westerländer Strand wurden an 253 Versuchspersonen Messungen der mittleren Hauttemperatur mit thermoelektrischer Apparatur ausgeführt. Diese wurden zum meteorologischen Milieu in Beziehung gebracht, als dessen wichtigste zusammenfassende Größe die Frigorigraphentemperatur gemessen wurde.
2. Es werden die mittleren Beziehungen zwischen Hauttemperatur und Abkühlungstemperatur bestimmt und mit den Ergebnissen verglichen, diePfleiderer bei Messungen auf Föhr erhalten hat. Es wird festgestellt, daß unter kühlen Bedingungen die Westerländer Hauttemperaturen höher liegen.
3. Es wird nachgewiesen, daß die mittlere Hauttemperatur mit zunehmender Fettschicht fällt. Der Grund hierfür wird in der schlechteren Durchblutung des Fettpolsters und der herabgesetzten Reaktion Fetter auf klimatische Reize gefunden. Die niedrigere Hauttemperatur der Versuchspersonen mit erheblicher Fettschicht bei Behaglichkeitsbedingungen wird durch eine stärkere Perspiration fetter Menschen zu erklären versucht.
4. Vergleichende Untersuchungen von Kindern, die schon länger auf Sylt waren („Abgehärtete“) und solchen, die erst vor kürzerer Zeit angekommen waren, ergeben, daß die Hauttemperatur unter kühlen Bedingungen mit der Dauer der Kur deutlich abnimmt.
5. Es wird festgestellt, daß 10% aller Versuchspersonen die Klimareize mit Axillartemperaturen von 35–35,6° beantworteten, während einige Kinder sogar am Strand Temperaturen von 38° hatten, die aber im Hause sofort wieder zu normalen Werten abfielen.
6. Messungen der Hauttemperaturen bei verschiedener Windstärke mit und ohne Sonnenbestrahlung ergeben, daß intensive Bestrahlung die Haut außerordentlich erwärmt, während der Wind eine abkühlende Wirkung hat. Die Möglichkeit eines stoffwechselsteigernden Einflusses des Windes wird angedeutet.
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Kayser, PH. Die Einwirkung des Sylter Seeklimas auf die Hauttemperatur. Z. Ges. Exp. Med. 101, 408–424 (1937). https://doi.org/10.1007/BF02624269
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