Zusammenfassung
Als obere Wirkungsgrenze für das adrenalin- und histaminfreieHerzhormonpräparat (Hoechst) wurde neuerdings am isolierten Eskulentenventrikel eine. Verdünnung von1 : 100 Millionen bis1 : 1 Milliarde (bei 0,5 ccm Füllflüssigkeit) festgestellt; es lassen sich noch bei diesen Konzentrationen an entsprechend empfindlichen Herzen diepulsauslösenden undpulsbeschleunigenden Wirkungen des hormonalen Herzerregungsstoffes nachweisen.
Durch das Herzhormonpräparat wird bei längerer Einwirkung desselben unter Umständen dieErregbarkeit der Froschherzkammergesteigert; dieserpositiv bathmotrope Effekt kann aber auch fehlen bzw. durch die längere Versuchsdauer kompensiert oder überkompensiert sein.
Unter dem Einfluß des Herzhormonpräparates wird die Länge derRefraktärstadien am Froschventrikel evtl.verkürzt; in anderen Fällen wurde sie unverändert und nur ganz ausnahmsweise verlängert gefunden, wobei auch hier die längere Versuchszeit bei Beurteilung der betreffenden Werte mit in Betracht gezogen werden muß.
Literaturverzeichnis
Dasselbe wird von derI. G. Farbenindustrie (Hoechst) unter dem Namen „Hormocardiol“ hergestellt; die eingehenden tierexperimentellen Prüfungen deselben habe ich in Med. Klin.1928, Nr 1, 15, 46 und1929, Nr 9 sowie in Pflügers Arch.219, 279 und220, 203 (1928);221, 576 und222, 259 (1929) veröffentlicht. Die bisherigen sehr günstigen klinischen Erfahrungen mit dem Herzhormonpräparat sind erstmalig vonK. Fahrenkamp (Med. Klin.1929, Nr 9) mitgeteilt worden.
Groß: Arch. f. exper. Path.111, H. 3/4 (1926); Verh. dtsch. pharm. Ges. 5. Tagung zu Rostock 1925, 70.
Haberlandt, L.: Pflügers Arch.214, 478 (1926) und218, 129 (1927).
Das Gegenstück zu der so hohen Wirksamkeit des Herzhormonpräparates am Froschventrikel ist die klinische Tatsache, daß am Menschen unter Umständen bereits eine Einzeldosis von 5 Tropfen (3 mal täglich peroral genommen) nach einigen Tagen von deutlichem therapeutischen Erfolg sein kann (s.K. Fahrenkamp: Med. Klin.1929, Nr 9).
Rigler, R.: Pflügers Arch.221, 509 (1929).
Es sei allerdings darauf hingewiesen, daßT. Okuno [Sci. Rep. Gov. Inst. inf. Dis. the Tokyo Imp. Univ.5, 465 (1926)] durch Veraschung seine Herzmuskelextrakte (Kröte) unwirksam fand. NachJ. Demoor undP. Rylant (C. r. Soc. Biol.93, 814 [1925]) sollen alkoholische Sinusknotenextrakte (Rind) sogar schon durch Erhitzen auf 60° (während 20 Minuten) wirkungslos werden. Ich habe dagegen Herzhormonlösungen (vom Froschherzen) hitzebeständig gefunden, was auch nach der Herstellungsweise für das aus Rinderherzen gewonnene Herzhormonpräparat gilt; es behielten ferner auch Extrakte desHisschen Bündels (Rind) in den Versuchen vonKémal Djénab undA. Mouchet (Bull. Acad. Méd. III. s.93, 60 [1925]) nach dem Aufkochen ihre pulsbeschleunigende Wirkung bei.
Haberlandt, L.: Pflügers Arch.212, 600 (1926) und214, 471 (1926);221, 588 (1929).
Engelmann, Th. W.: Arch. Physiol.1900, 315.
Vgl.R. Hoeber: Handbuch der experimentellen Pharmakologie Bd.3, S. 247, 1927.
Dabei ging ich stets von unterschwelligen Reizen aus und prüfte nach Erreichung des Schwellenwertes nochmals von 5 zu 5 mm Rollenabstand weitere schwächere Reize, da bisweilen eine deutliche Erregbarkeitssteigerung durch den ersten wirksamen Reiz auftrat (vgl. meine diesbezüglichen Untersuchungen in Z. Biol.61, 12 [1913]); als Schwellenwert wurde der zuletzt gefundene, eben noch wirksame Reiz verzeichnet.
Siehe auch meine Bestimmungen in Z. Biol.61, 11 (1913), Tab. 1.
Haberlandt, L.: Pflügers Arch.220, 206–208 (1928) und221, 583–585 (1929).
Die Anti-Flimmer bzw. Anti-Wühlwirkung des Herzhormons ist demnach wohl nicht auf eine durch dasselbe bedingte Verlängerung der Refraktärstadien des vollkommen inkoordiniert tätigen Herzmuskels zurückzuführen. Hier sei daran erinnert, daß ich in früheren Froschherzversuchen den Erregungsstoff beim überdauernden Wühlen gegenüber jenem bei der normalen Herzaktion verändert fand (Klin. Wschr.1927, Nr 24 und Pflügers Arch.216, 778 [1927]), so daß bei der Sistierung bzw. Vermeidung des überdauernden Flimmerns oder Wühlens wohl eine stoffliche Beeinflussung der abnormen Reizsubstanz bzw. eine Verhinderung ihrer Entstehung durch das normale Herzhormon maßgebend in Betracht kommen dürfte.
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1.–3. Mitteilung in Z. Biol. 1925–1926, 4.–12. Mitteilung in Pflügers Arch. 1926–1929; eine zusammenfassende Darstellung ist in meiner Monographie „Das Hormon der Herzbewegung“ (Wien und Berlin: Urban und Schwarzenberg 1927) gegeben.
Vorläufige Mitteilung in Med. Klin.1929, Nr 14.
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Haberlandt, L. Über ein Hormon der Herzbewegung. Z. Ges. Exp. Med. 68, 185–195 (1929). https://doi.org/10.1007/BF02623180
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