Zusammenfassung
Gfundlagen
Adäquater Blutersatz gehört insbesondere bei großen chirurgischen Eingriffen zu den vordringlichsten Aufgaben des Anästhesisten. Je nach Geschwindigkeit und Umfang des auftretenden Blutverlustes stehen hierfür unterschiedliche Therapiekonzepte im Vordergrund. Bei protrahiert auftretenden, intraoperativen Blutverlusten haben sich etablierte Infusions- und Transfusionsschemata mit dem primären Einsatz von kristallinen und kolloidalen Volumenersatzlösungen bewährt. Die zunehmende Anzahl von Operationen, bei denen von vornherein mit großen Blutverlusten gerechnet werden muß, erfordert die Entwicklung neuer Konzepte des Vorgehens, um bei solchermaßen “geplanten” Massivtransfusionen die auftretenden Komplikationen im Vorfeld zu minimieren bzw. zu verhindern.
Methodik
Um einer dilutionsbedingten Koagulopathie und Thrombozytopenie mit daraus resultierender verstärkter Blutungsneigung zu begegnen, wird auf kolloidale Plasmaexpander verzichtet und ein entstehender Volumenverlust von Beginn an mit Fresh-frozen-Plasma ausgeglichen. Entsprechend einer patientenadaptierten Interventionsgrenze erfolgt die Substitution von Erythrozyten und Thrombozyten. Dabei ist vor allem der zeitgerechte Ersatz entscheidend. Grundsätzlich können spezielle Geräte zur Massentransfusion verwendet werden, diese sind aber kostenintensiv und erfordern speziell geschultes Personal. Um diese Nachteile zu egalisieren, wurde ein einfacheres und kostengünstigeres Konzept, bestehend aus einem dreilumigen 12F-Katheter (Fa. Arrow) jeweils einem 51, fassenden Infusionsbeutel (MTSM®, Fa. MTK) für die Erythrozytenkonzentrate und die Fresh-frozen-Plasmen, zwei Infusionspumpen (Intramat®, Fa. MSB, maximale Infusionsgeschwindigkeit je 165 ml/min) mit jeweils einem Blutwärmer (H250 INT. Fa. Level 1® Technologies Inc.), entwickelt. An den Erythrozytenkonzentratbeuteln ist zusätzlich ein Autotransfusionsgerät angeschlossen, um gegebenenfalls intraoperativ gewonnene autologe Erythrozyten zurückführen zu können.
Ergebnisse
Die Kosten für die Grundausstattung belaufen sich auf etwa 100.000 ATS, die Einmalprodukte für je eine Einheit etwa 1750,-ATS.
Schlußfolgerungen
Das vorgestellte Transfusionskonzept sowie die apparative Ausstattung wurde bei “geplanten” massivtransfusionen während ausgedehnter chirurgischer Eingriffe mit Erfolg eingesetzt.
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Mielke, L.L., Breinbauer, B.E., Kling, M. et al. Ein alternatives Konzept für den Blutersatz bei der Massivtransfusion. Acta Chir Austriaca 28, 368–371 (1996). https://doi.org/10.1007/BF02616295
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DOI: https://doi.org/10.1007/BF02616295