Experimentelle Untersuchungen zur Frage der therapeutischen Wirkung cancerogener Kohlenwasserstoffe in der Behandlung des Krebses

Zusammenfassung

• 1. Durch eine 0,5% ige Methylcholanthrenätherlösung haben wir in 100% der Einzelfälle (im ganzen 240 Mäuse) maligne Tumoren erhalten oder blastophile Erkrankungen, von denen anzunehmen ist, daß sie bei weiterer Behandlung maligne entartet wären.

• 2. Durch intratumorale Injektion einer 0,1% igen Methylcholanthrenätherlösung werden Nekrosen teils im Tumor selbst, teils in gesundem umgebenden Gewebe hervorgerufen. Die Nekrosen halten sich nicht an bestimmte Gewebsgrenzen; eine spezifische Wirkung auf das Carcinomgewebe ist danach abzulchnen.

• 3. Es wurde beobachtet, daß durch Injektion einer 0,1% igen Methylcholanthrenätherlösung das Carcinom zwar größtenteils der Nekrose verfällt, dagegen aber in der Tiefe ein Sarkom entsteht.

• 4. Durch intratumorale Injektion geringer Mengen einer 0,005% igen Methylcholanthrenätherlösung scheint eine Wachstumsbeschleunigung des Tumors einzutreten, ebenso durch tumorferne Injektion der gleichen Lösung.

• 5. Durch intratumorale Injektion kleinster Dosen von Äther werden ebenfalls Nekrosen im Tumor selbst und unter Umständen auch im gesunden benachbarten Gewebe hervorgerufen. Die nach reiner Ätherinjektion entstandenen Nekrosen zeigen gegenüber nach Methylcholanthrenätherlösung entstandenen keinerlei Unterschiede.

Wenn diese Untersuchungsergebnisse auch nur experimentell an der Maus ermittelt wurden, so geben sie uns doch Anhaltspunkte dafür, daß beim Menschen die gleichen Vorgänge eintreten können. Es erscheint uns aus diesen Gründen ratsam, von einer therapeutischen Anwendung des Methylcholanthrens Abstand zu nehmen, um nicht vielleicht unliebsame Überraschungen zu erleben. Es gibt sicherlich wesentlich harmlosere Mittel, die im gleichen Sinne wirken und die aufgezeichneten Gefahren nicht in sich bergen.