Die vegetative Struktur des Individuums, gemessen am Kreislauf und Gasstoffwechsel in Ruhe

Zusammenfassung

1. Durch gleichzeitige Bestimmung einer Anzahl charakteristischer Größen des Kreislaufs und Stoffwechsels sollte die Frage geklärt werden, ob die vegetative Struktur des Individuums an den Ruhewerten bestimmter Größen selbst oder ihren Korrelationen gemessen werden kann.

2. Zu diesem Zwecke wurde an einer größeren Anzahl gesunder junger Männer in 72 Versuchen gleichzeitig der respiratorische Gaswechsel nach dem interferometrischen Verfahren vonWollschitt, Bothe, Ruska undSchenk untersucht und der Kreislauf nach den physikalischen Methoden der Schule O.Franks durch Bestimmung des Schlag- und Minutenvolumens, des elastischen und peripheren Gesamtwiderstandes und der Herzleistung analysiert und aus O₂-Verbrauch und Minutenvolumen die arterio-venöse O₂-Differenz (Utilisation) errechnet. Die angewandten Methoden werden kritisch besprochen.

3. Die Ergebnisse wurden an Hand von Tabellen und Diagrammen dargestellt. Sie beziehen sich auf

• a) die Einstellung des Kreislaufs und des Gaswechsels während einer Ruheperiode von 20 Min.,

• b) die größten, mittleren und kleinsten Ruhewerte der einzelnen Versuchspersonen;

• c) die individuellen Unterschiede in der absoluten Höhe und im Gang der charakteristischen Größen.

4. Die vegetative Struktur des Individuums läßt sich durch Feststellung der durchschnittlichen kleinsten Ruhewerte für den Sauerstoffverbrauch, das Minutenvolumen, die Herzleistung und die arterio-venöse Differenz in mehreren Versuchen an einem Individuum festlegen.

5. Es wird gezeigt, daß sich die Ergebnisse mit den neueren Anschauungen über die regulatorische Funktion des autonomen Nervensystems und der Hormone, speziell auch mit der Vorstellung von der Sparfunktion des Vagus, gut in Einklang bringen lassen, und daß sie sich in den großen Funktionsplan des vegetativen Systems nachW. R. Hess einfügen.