Zusammenfassung
Am Gallenfistelhund wurden Stickstoffbilanzen unter Einbeziehung der Galle aufgestellt. Die auf Stickstoffgleichgewicht eingestellten Tiere wurden zum Teil mit Harnstoff belastet, anschließend wurden toxische Nierenschädigungen mit Sublimat bzw. Urannitrat gesetzt. Die Stickstoffausscheidung in der Galle beträgt normalerweise weniger als 0,1 g in 24 Stunden und durchschnittlich 0,5–1% der Gesamtausscheidung. Bei Harnstoffbelastung wird praktisch die gesamte Mehrausscheidung von der Niere übernommen, die Ausscheidung in der Galle steigt absolut und relativ nur wenig. Etwas deutlicher verschieben sich die Verhältnisse zugunsten der Galle bei Niereninsuffizienz; die absolute Menge kann in der Galle erheblich ansteigen, erreicht jedoch niemals 1 g in 24 Stunden. Sofern überhaupt noch eine Urinsekretion erfolgt, beteiligt sich die Galle mit 1–7%, selten mit höheren Zahlen an der Gesamtausscheidung. Steht für die Ausscheidung auf dem Gallenwege ausreichend Zeit zur Verfügung, so wird die Stickstoffausscheidung durch die Galle höher. Die Frage eines vikariierenden Eintretens der Verdauungssäfte für die insuffizente Niere ist dahin zu beantworten, daß ein praktisch gangbarer Kompensationsmechanismus nicht besteht, da die Gallenwerte trotz Vervielfachung ihres Ausscheidungswertes über die Norm absolut zu gering bleiben. Eine definitive Retention von Stoffwechselschlacken bei Niereninsuffizienz kann zwar zeitlich hinausgeschoben werden, aber nicht verhindert werden, da in den Verdauungssäften eine Konzentrationssteigerung über den Blutspiegel nicht möglich ist. Daß die klinischen Magen-Darmerscheinungen bei Urämie Ausdruck eines Versuches vermehrter Schlackenausscheidung auf dem Wege der Verdauungssäfte sind, muß als möglich bezeichnet werden.
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Lucke, H., Frey, J. Die Größenordnung der Stickstoffausscheidung über die Gallenwege. Z. Ges. Exp. Med. 86, 1–11 (1933). https://doi.org/10.1007/BF02611113
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