Zusammenfassung
1. Bei intravenösen Injektionen von Gallensäuren am Menschen wurde festgestellt, daß große individuelle Unterschiede im Grade der auftretenden intravitalen Hämolyse vorkommen. Es scheinen demnach individuelle Unterschiede in der Empfindlichkeit des Blutes gegen Gallensäuren zu bestehen.
2. Um auf eine Erklärung dieser Unterschiede zu kommen, wurden zunächst die Bedingungen der Gallensäurehämolyse im Reagensglas untersucht. Es ergab sich, daß für den Eintritt der Hämolyse innerhalb weiter Grenzen das absolute Mengenverhältnis zwischen Erythrocyten und Gallensäure maßgebend ist, derart, daß eine bestimmte Blutkörperchenmenge jeweils von einer bestimmten absoluten Gallensäuremenge gelöst wird. Die prozentuale Konzentration der vorhandenen Gallensäure spielt dabei innerhalb weiter Grenzen keine Rolle.
3. Die Resistenz gewaschener roter Blutkörperchen gegen Gallensäuren, wenigstens was Beginn und Ende der Hämolyse betrifft, hat sich bei meinen Untersuchungen als konstant erwiesen.
4. Die Gallensäurehämolyse wird durch Serum gehemmt. Diese Hemmungsfähigkeit zeigt beträchtliche quantitative Unterschiede bei den verschiedensten Erkrankungen wie auch während des Ablaufs ein und derselben Krankheit. Sie stellt eine unspezifsche Erscheinung dar und geht ungefähr parallel mit der Blutkörperchensenkungsdauer. Erfolgt diese rasch, so ist die „Bindungsgröße“ in der Regel gering. Es scheint, als ob sie abhängig sei von dem Dispersitätsgrad der vorhandenen Serumeiweißkörper, dem Verhältnis der Albumine zu den Globulinen des Blutserums.
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Brentano, C. Klinische und experimentelle Untersuchungen über Hämolyse durch Gallensäure und ihre Hemmung durch Serum. Z. Ges. Exp. Med. 57, 234–252 (1927). https://doi.org/10.1007/BF02610228
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