Zusammenfassung
1. Unter Darstellung der modifizierenden Wirkung des Zuckers in Digitalisglucosidreihen mit gleichen Geninen wird auf die paradoxe Herzfrequenzsteigerung nach Digitalis hingewiesen.
2. Zusätzlich zu der Feststellung vonG. Schlomka undK. Pip — das Frequenzverhalten des Herzens nach Digitalis ist im wesentlichen von der Frequenzlage des Herzens vor der Therapie abhängig — konnte in kymographischen Untersuchungen und durch Kontrolle der Anspannungs-und Austreibungszeit nach intravenöser Darreichung von Herzreinglucosiden gezeigt werden, daß Wirkungsintensität und Wirkungsdauer die Hauptcharakteristika für das einzelne Glucosid darstellen. Orale und rectale Anwendungen unterliegen wegen der Resorptionswege, der gegenüber intravenöser Darreichung vielleicht abweichenden Eliminationsgrößen und der Abweichungen des Wirkungsfaktors bei diesem Vorgehen anderen Gesetzen.
3. Eine Verbesserung der Tonuslage des Herzens neben einer meist nachweisbaren Verstärkung der Systole konnte für Digitoxin, Gitoxin, Purpurea-Glucosid A, Purpurea-Glucosid B, Digilanid A, Digilanid B, Digilanid C, Scillaren, Digitoxigenincymarose, Cymarin, K-Strophanthinβ und K-Strophanthosid in gleicher Weise festgestellt werden. Die Wirkungsintensität ließ sich mit Hilfe der genannten Methoden nicht eindeutig bemessen, jedoch darf die Verbesserung des Tonus als vornehmliche Wirkung der Herzglucoside angesehen werden; hierfür spricht die Abnahme der Dilatation etwa 10–12 Min. nach intravenöser Darreichung und die Zunahme der Systole des Herzens. Hiernach scheint es nicht generall berechtigt, Glucoside mit systolischer und diastolischer Herzwirkung zu trennen.
4. Die paradoxe Herzfrequenzsteigerung nach Digitalis kommt entsprechend erhöhter Sinusreizbarkeit vor allem bei Karditis und toxischen Myokardschäfdigungen vor, sie ist bei einer Differentialtherapie mit Herzglucosiden in Rechnung zu setzen, weil sie die Zunahme der Frequenzhemmung gemäß einer Abnahme von Verzuckerungsgrad durch Sinusreizeffekt entsprechend einer Zunahme in derselben Reihe gleicher Genine verwischen kann.
5. Im allgemeinen dürfte die Tonusverbesserung des Herzens und deren Dauer das Hauptcharakterstikum der Digitaliswirkung sein, wobei wohl als Test auch die Intensivierung der Systole dienen darf.
Schrifttum
Oettel, H. J.: Med. Klin.1939 II, 1.
Oettel, H. J.: Z. exper. Med. (im Druck).
Schlomka, G. u.Pip, K.: Klin. Wschr.1940 II, 1324.
Blumberger: Arch. Kreislaufforsch.6, 203 (1940).
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Oettel, H. Über die systolische Wirkung von Digitalisreinglucosiden. Z. Ges. Exp. Med. 109, 212–217 (1941). https://doi.org/10.1007/BF02610060
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