Zusammenfassung
1. Normalerweise ist der Liquorzucker immer niedriger als der Blutzucker; das Verhältnis von Blutzucker zu Liquorzucker beträgt 2–1,5.
2. Bei Diabeteskranken ändert sich das Verhältnis zugunsten des Liquorzuckers; der Quotient Blutzucker zu Liquorzucker liegt bei leichteren Fällen zwischen 1,7 und 1,15, im Koma zwischen 1,2 und 0,8, im Mittel = 1.Hier ist die Blut-Liquorschranke durchbrochen.
3. Es wird eine Erklärung zu geben versucht, weshalb das Verhältnis vom Blutzucker zum Liquorzucker so große Schwankungen um die Mittelwerte aufweist.
4. Man kann den Quotienten Blutzucker zu Liquorzucker als eine Funktion der Alkalireserve darstellen.
5. Durch Zerstörung der kolloidalen Bindung des Blutzuckers, sowie durch Schädigung der vitalen Zellfunktion infolge Acidosis und verminderten Alkaligehaltes des Blutes, wird der Durchbruch der Blut-Liquorschranke zu erklären versucht.
6. Die Werte für die Alkalireserve des Liquors stellen sich etwas niedriger als im Blut und fallen entsprechend der Schwere der Acidosis mit.
7. Bei behandelten Diabetesfällen wird die Blut-Liquorschranke wieder abgedichtet, aber nur soweit, daß der Quotient Blutzucker zu Liquorzucker in die mittlere Schwankungsbreite zurückkehrt.
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Schöne, G. Die Blut-Liquorschranke beim Diabetes mellitus. Z. Ges. Exp. Med. 65, 535–546 (1929). https://doi.org/10.1007/BF02610020
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