Zusammenfassung
3 Kaninchen erhalten eine reine Haferkost. Im Verlaufe dieser einseitigen sauren Ernährung wird bei diesen Tieren die regulierte pH-Zahdes Blutes mittels Gaskette gemessen. Nebenher wird in einzelnen Fällen gleichzeitig die Alkalireserve des Blutes nachvan Slyke bestimmt.
Während der ersten Wochen dieser Fütterung ist das Allgemeinbefinden der Tiere bei abnehmendem Körpergewicht wenig verändert. Die pH ihres Blutes zeigt normale Werte, nur die Alkalireserve nimmt während dieser Periode schon deutlich ab.
In späteren Wochen, wo die Nahrungsaufnahme der Tiere immer geringer wird und sich zu der Wirkung der sauren Haferkost saure Stoffwechselprodukte des Hungerstoffwechsels addieren, sinkt die Alkalireserve weiter und nimmt Werte an, die unter 40 selbst bis 30 sinken. Der Zustand der Tiere ist jetzt wechselnd. Perioden etwas besseren Befindens wechseln mit Zeiten, wo die Tiere matt und benommen sind, angestrengt atmen und in einen komatösen Zustand verfallen können, der mit dem Tode enden kann. Während dieser Zeit ist ein deutliches Sinken der pH des Blutes (bis 7,30 s. Tab. 3) bei allen Tieren beobachtet, wobei den Minimalwerten das schlechteste Befinden der Tiere parallel geht.
Nach Unterbrechung der Haferkur geht bei einer alkalischen Ernährung, bestehend aus Rüben und Kartoffeln, bei einem von Tag zu Tag sich bessernden Befinden die Alkalireserve sowie die pH-Zahl des Blutes schon nach 6 Tagen wieder auf normale Höhe hinauf.
Literatur
Hasselbalch: Biochem. Z.46, 403 (1912).
Siehe auchErdt: Dtsch. Arch. Klin. Med.117, 497 (1915).
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Siehe auchKurijama: J. of Biochem.33, 215 (1918).
SieheHasselbalch: Biochem. Z.46, 403 (1912).
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SieheMichaelis: Praktikum der physikalischen Chemie1921, 144.
Die Aufbewahrung erfolgte in Gefäßen, die Vorlagen mit Natronkalk enthielten. SieheMichaelis: Praktikum der physikalischen Chemie1921, 25.
Das Hirudin wurde aus Blutegelköpfen hergestellt und erwies sich ohne Einfluß auf die Wasserstoffionenkonzentration. SieheF. Franz: Arch. f. exper. Path.49, 347 (1903).
Die Verdünnung des Blutes mit physiologischer Kochsalzlösung im Verhältnis 1 : 3 ist nach Untersuchungen vonMichaelis ohne Einfluß auf die Größe des Potentials.
SieheMichaelis undFujita: Biochem. Z.142, 398 (1923).
Die mit Hilfe dieser potentiometrischen Methode ermittelte Wasserstoffzahl entspricht dem pH-Wert des reduzierten Blutes, denn in der Nähe des mit Platinschwamm überzogenen Platindrahtes kommt es zu einer katalytischen Vereinigung von H2 und 1/2 O2 zu H2O. Erst wenn der Sauerstoff in der Nachbarschaft der Elektrode verbraucht ist, d. h. hier alles Oxyhämoglobin in reduziertes Hämoglobin übergeführt ist, stellt sich ein konstantes Potential ein, was wiederum um so schneller geschehen wird, je günstiger die Diffusionsverhältnisse sind. Da das Oxyhämoglobin eine stärkere Säure ist als das reduzierte Hämoglobin, wird unter sonst gleichen Bedingungen der elektrometrisch gefundene pH-Wert ein wenig größer, also alkalischer sein, als der des sauerstoffhaltigen wahren Blutes (sieheMichaelis: Handbuch der normalen und pathologischen Physiologie6 I, 608.
SiehePincussen: Mikromethodik1925, 155. Die Sättigung mit Kohlensäure erfolgte durch Alveolarluft, die, wenn auch nicht genau, einen Gehalt von 40 mm Kohlensäure durchschnittlich besitzt.
Pulewka: Arch. f. exper. Path.119, 140 (1926).
s.Hasselbalch a. a. O.
Es findet während dieser Periode wahrscheinlich ein stärkeres Abwandern von Alkalireserve aus den Geweben, vor allem Muskeln und Knochen, ins Blut hin statt (s.Pulewka: a. a. O.).
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Zain, H. Der Einfluß einer reinen Haferkost auf die aktuelle Reaktion des Kaninchenblutes. Z. Ges. Exp. Med. 65, 441–449 (1929). https://doi.org/10.1007/BF02610013
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