Zusammenfassung
1. Im Muskel ist neben dem bereits bekannten thermostabilen Cytocymphosphatid und Calcium auch thermolabiles Prothrombin vorhanden.
2. Bei Aufrechterhaltung des in vivo vorhandenen Zustandes der im Muskel enthaltenen Substanzen durch Herauspräparieren des gesamten Muskels ohne mechanische Verletzungen und sofortiges Durchfrieren mit flüssiger Luft entsteht kein Thrombin durch Zusammentreten der dazu notwendigen, darin scheinbar getrennt gehaltenen Komponenten Prothrombin, Cytocym und Calcium, während bei Zerstörung der Zellstrukturvor dem Durchfrieren mehr oder weniger Thrombin gebildet wird.
3. Das im Muskel vorhandene Prothrombin weist nicht nur analoge Gerinnungswirkung auf Plasmafibrinogen, sondern auch gleiche Komplementwirkung auf sensibilisierte Blutkörperchen vor wie das Plasmaprothrombin sie zeigt. Es ist genau so thermolabil.
4. Gleichartig, wie Phosphatidzusatz zu rekalzifiziertem Oxalatplasma die Gerinnung erheblich beschleunigt, bewirkt auch die gleiche Substanz bei Zusatz zur Froschherzdiätflüssigkeit beschleunigte Schlagfolge und erhöhte Systole.
5. Der „Gegenstoff des Phosphatids“ bei der Blutgerinnung, das Antiprothrombin (Heparin) wirkt auch in der Froschherzdiätflüssigkeit antagonistisch gegen Phosphatid: Verlangsammung der Schlagfolge und diastolischer Zustand.
7. Zu starker Überschuß einer der beiden erwähnten Komponenten bewirkt Abschwächung und Herzstillstand.
8. Ohne Ca-Ionen hört die Wirksamkeit beider Stoffe auf.
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Herrn Prof. Dr.J. Traube von der Technischen Hochschule Charlottenburg sprechen wir für liebenswürdige Unterstützung unseren besten Dank aus.
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Herrn Dr.Schiller und der Firma V. f. L., Berlin, sprechen wir für freundliche Überlassung einer Presse nachKleinmann unseren Dank aus.
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Kraus, F., Fuchs, H.J. Über das Koagulin des Muskels. I. Z. Ges. Exp. Med. 64, 583–593 (1929). https://doi.org/10.1007/BF02609905
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