Die Untersuchung der Funktion des Retikuloendothels mit Durchströmungsversuchen

Zusammenfassung

1. An der überlebenden Rattenleber ist mittels Durchströmungsversuchen, die bloß eine einfache Einrichtung erheischen, die körnige Speicherung kolloidaler Stoffe im Retikuloendothel in einwandfreier Weise hervorzurufen. Das Durchströmungsverfahren ermöglicht eine Reihe von Retikuloendothelversuchen, die bei Versuchen am lebenden Tiere undurchführbar sind.

2. Bei den Durchströmungsversuchen mit kolloidalem Ag, Au und Eisenzucker gelang es bisher unbekannte Einzelheiten der Funktion derKupfferschen Zellen aufzudecken.

• a) Die Bindung der Metallkolloide und anderer rasch speichernder Dispersoide in der Leber geht auf dem Wege der Adsorption vor sich; der Ort der Adsorption ist die Oberfläche des Endothels, das eine besondere Adsorptionsfähigkeit besitzt. Die Bindung der durch das Gefäßsystem der Leber strömenden Ultramikronen ist ein Teil jener allgemeinen Erscheinung, daß Dispersoide unter gewissen Umständen an Grenzflächen adsorbiert werden, in analoger Weise wie Kolloide durch Kohle, Al(OH)₃Gel, Filtrierpapier und andere leblosen Adsorbentien. Die Analogie zeigt sich auch noch darin, daß gewisse hydrophile Kolloide (Eiweiß) die Adsorption in allen diesen Fällen hindern. Die Leber ist imstande ähnlich wie aus Adsorbentien hergestellte technische Adsorptionsfilter kolloidale Sole zu ultrafiltrieren.

• b) DieKupfferschen Zellen nehmen nicht die strömenden, sondern die an der Lumenwand adsorbierten Kolloide in sich auf und speichern sie in der Form von Körnchen. Dies geschieht ununterbrochen, mit Hilfe einer aktiven, ganz eigentümlichen Zellfunktion, die an die Gegenwart von Eiweißarten gebunden ist. Im Versuch gelingt es die typische Speicherung statt mittels Serum auch mittels Gelatine oder Eiereiweiß auszulösen.

• c) Im lebenden Tier spielen die Plasmaeiweißarten eine kardinale Rolle bei dem Zustandekommen der retikuloendothelialen Speicherung: einerseits hemmen sie die Bindung der Kolloide, andererseits arbeitet der eigentümliche „Import“-Mechanismus derKupfferschen Zellen auf ihre Einwirkung.