References
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Histologische Veränderungen im Zentralnervensystem (Rückenmark) nach Serumeinspritzungen sind, soweit wir das aus der Literatur ersehen können, zuerst von Uhlenhuth und Moxter (Fortschr. d. Med.16, 361; 1898) beschrieben. Doch handelt es sich hier, worauf schon Friedberger in seinem Schlußwort (Sitzung der Berliner Mikrobiologischen Gesellschaft vom 11. IV. 1921, Berl. klin. Wochenschr. 1921, Nr. 48, S. 1418) hingewiesen hat, um vollkommen andere Versuchsbedingungen. Die Tiere wurden mit Normalrinder- und Menschenserum in größeren Dosen mehrmals an aufeinanderfolgenden Tagen bis zu 10 Tagen oder auch in größeren Intervallen in die Ohrvene gespritzt. — Wasihre histologischen Untersuchungen anlangt, so stammen sie aus der Zeit, in der man mit Nissl noch annahm, in den histologischen Veränderungen des Nervenzell-Äquivalentbildes allein das spezifische Korrelat für bestimmte Schädigungen des Nervensystems finden zu können. Den Gepflogenheiten der damaligen Zeit entsprechend sind auch nur die großen (motorischen) Ganglienzellen der Hals- und Lendenanschwellung des Rückenmarks untersucht worden. Die beigegebenen guten Abbildungen lassen im wesentlichen „Chromatolyse mit Schwellung“ der Ganglienzellen erkennen, d. h. Veränderungen, von denen wir wissen, daß sie nach sehr vielen allgemeinen Schädigungen regelmäßig ganz diffus oder weit verbreitet über das Nervensystem auftreten; das schwere Kranksein der Tiere mit grober Abmagerung nach den Einspritzungen würde dafür als Ursache ausreichen, es sei denn, daß der Nachweis der strengen Umschriebenheit auf ganz bestimmte Zellgruppen oder Zellarten erbracht wäre. Dementsprechend betonen bereits die Verff. die Unspezifität der von ihnen beschriebenen Zellveränderungen. In demselben Sinne spricht die Feststellung der Verff., daß die Veränderungen zum Teil am gröbsten waren bei Tieren ohne nervöse Folgeerscheinungen, und ganz gering oder gar nicht vorhanden bei Tod unter sehr schweren Krämpfen. Die von uns beobachteten Nervenzellveränderungen sind dagegen nur Teilerscheinungen von nekrobiotischen Prozessen an allen Gewebselementen mehr oder weniger umschriebener Stellen im zentralen Nervensystem; dazu sind die Ganglienzellveränderungen nicht die von Uhlenhuth und Moxter beschriebenen vieldeutigen, an sich in der Regel reparablen der sog. Chromatolyse, sondern sie entsprechen einer besonderen, sehr schweren, auch sonst bekannten Art, die stets der histologische Ausdruck des unrettbaren Unterganges der Zellen sind.
Ganz das gleiche histologische Verhalten zeigen Herde, die beim Menschen zusammen mit Arteriosklerose und Lues des Gehirns bekannt und als „fleckweise Lichtungen“ beschrieben worden sind (Schröder, Dtsch. Zeitschr. f. Nervenheilk.54, 127; 1915). Die bei unseren Tieren erhobenen Befunde sprechen dafür, daß auch diese fleckweisen Lichtungen beim Menschen keine alten Veränderungen zu sein brauchen, sondern kurze Zeit vor dem Tode entstanden sein können, was bis dahin unentschieden war.
Vgl. Schröder, Encephalitis und Myelitis. Monatsschr. f. Psychiatr. u. Neurol.43, 179. 1918.
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Teilweise vorgetr. Sitzung d. Berl. Mikrobiol. Ges. 11. IV. 21. (B. K.W. 1921. Nr. 48, S. 1418.)
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Friedberger, E., Schröder, P. Histologische Veränderungen im Gehirn von Meerschweinchen und Kaninchen bei primärer Antiserum-Giftigkeit und bei Einspritzung giftiger Normalsera (carotal-zentraler Einspritzung des Serums). Z. Ges. Exp. Med. 26, 287–300 (1922). https://doi.org/10.1007/BF02608657
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