Zusammenfassung
Nach Darlegung der bei fokaler Infektion sich ausbildenden Veränderungen, welche die Voraussetzung zur Entwicklung rheumatischer Schäden im Anschluß an Traumen setzen, wird die Begutachtung rheumatischer Krankheitsbilder besprochen, insbesonderer der Monarthritis rheumatica, der Periarthritis, Paratenonitis, Epicondylitis und Schleimbeutelhygrome. Die Voraussetzung zur Anerkennung dieser Erkrankungen als Unfallfolge bildet eine Gewalteinwirkung, welche geeignet ist, Gewebsschädigungen zu setzen. Callusschmerzen sowie ziehende Schmerzen in einem von einer Kontusion betroffenen Weichteilgebiet sind häufig fokalbedingt. Die Ödembildung nach Frakturen und Kontusionen sowie die Sudecksche Krankheit werden als eine allergische Entzündung auflefaßt. Zur Verhütung einer sekundären Arthritis deformans wird die prophylaktische Herdsanierung bei allen Frakturen der unteren Extremitäten und der Wirbelsäule angeraten. Ebenso wird diese bei Schädelbrüchen, Nieren- und Gelenkkontusionen zur Verhütung von Spätschäden für notwendig erachtet. Bei der Begutachtung einer posttraumatischen Bildung von Magengeschwüren und Nierensteinen wie auch der akuten Glomerulonephritis im Anschluß an Nierentraumen ist die traumatische Lenkung allergischer Erkrankungen zu berücksichtigen. Ausscheidungsentzündungen können durch eine Gewalteinwirkung ausgelöst werden (nervöse Lenkung). Die Oberschenkelamputation bei schwerer Stumpfinfektion bildet eine häufige Ursache einer späteren Hypertonie. Es wird auf die Möglichkeit einer Prophylaxe mittels Alkoholinjektion auf den Lumbalstrang nach Philippides hingewiesen.
Die Häufigkeit rheumatischer Erkrankungen im Anschluß an Unfälle läßt eine Zusammenarbeit des Unfallarztes mit einem Zahnarzt und Ohrenarzt als notwendig erscheinen.
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Aus der chirurgischen Abteilung des Ev. Krankenhauses Gelsenkirchen [Leitender Arzt: Prof. Dr. K. Boshamer].
Mit 11 Textabbildungen.
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Boshamer, K. Über posttraumatische Erkrankungen rheumatischer Natur und die Grundlagen ihrer berufsgenossenschaftlichen Begutachtung. Arch orthop Unfall-Chir 42, 335–376 (1943). https://doi.org/10.1007/BF02605884
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