Zusammenfassung
Es wurde eine Arbeit untersucht, die sich aus Reihen von unter sich ungleichartig schweren Einzelstanzungen zusammensetzte: Es wechselten namentlich Einstellungen, die fast automatisch erfolgen konnten mit anderen, die nur durch optisch kontrollierte, feinkoordinierte Bewegungen zu erzielen waren. Die mit zeitlicher Feinmessung gewonnenen Stanzzeiten zeigten dementsprechend Schwankungen um über 100%. Die Arbeit wurde als sehr stark ermüdend empfunden, und zwar auffallender-weise nicht durch Augen-oder zentrale Ermüdung, sondern vor allem wurden Arm- und Schulterschmerzen angegeben. Im Laufe der Übung verloren sich diese Beschwerden, die Arbeitsregistrierung ergab, daß etwa gleichzeitig eine weitgehende Nivellierung der Stanzzeiten eingetreten war. Dieser Übergang konnte gedeutet werden als eine zweckmäßige Umformung des Arbeitsprozesses: Während sich in der ersten Phase die sensorischen Einstellungsvorgänge und die Stanzbewegung zeitlich ablösten, derart, daß der Impuls zu letzterer nach erfolgter Einstellung erfolgte, liefen in der Phase erfolgter Anpassung beide Prozesse nebeneinander ab, so, daß die Bewegungsrhythmen der Stanze den Ton angaben und sich die sensorische Einstellung diesem Rhythmus unterordnete. Der zweite Modus, der sich weitgehend den mechanischen Eigenschwingungen der bewegten Systeme anpaßte, erwies sich als wesentlich weniger ermüdend, er bildete sich ebenso, ja schon früher als bei Z-Arbeit, auch bei freier Arbeit heraus. Die Unfähigkeit einer Vp., diese Umstellung auch bei langer Übungsgelegenheit zu vollziehen, führte zu dauernder übermüdung und einem Versagen bei einem Arbeitstakt am Bande, der bei anderen noch durchaus durchgehalten werden konnte.
Es erweist sich als zweckmäßig, bei Analysen von Fließarbeit nach solchen festen Bewegungsrhythmen, wie sie durch Maschinensysteme oder bewegte Körperteile veranlaßt werden können, zu suchen und etwaigen Anpassungsschwierigkeiten zu begegnen. Solche Anpassungen scheinen sich leichter bei freier Gestaltung der Arbeit auszubilden und man sollte deshalb bei der Anlernung zu Bandarbeit reichlich Gelegenheit bieten zu freier Arbeit, damit sich die Anpassung an solche für die Ermüdungswirkung sehr wichtigen Prozesse optimal entwickeln kann.
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Die Untersuchungen wurden mit Mitteln des Reichsamtes für Wirtschaftsausbau und des Reichsarbeitsministeriums durchgeführt, denen hiermit Dank ausgesprochen sei.
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Graf, O. Zur Frage der Arbeits- und Pausengestaltung bei Fließarbeit. Arbeitsphysiologie 12, 19–30 (1942). https://doi.org/10.1007/BF02605144
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