Zusammenfassung
Der Leberextrakt Hepatrat regt—wahrscheinlich hormonal—den Leberstoffwechsel an. Nachgewiesen wurde dies für den Kohlehydratstoffwechsel durch dieAlthausensche Probe, indem hier die Fähigkeit der Leber den Glucosespiegel des Blutes auf einem bestimmten Niveau zu halten, deutlich erhöht war. Die Einwirkung auf den Eiweißstoffwechsel der Leber wurde durch die Gelatinebelastung vonMancke beleuchtet. Hier war nach Hepatratvorbehandlung die Ausscheidung der Aminosäuren, wahrscheinlich durch Begünstigung der Harnstoffsynthese deutlich herabgesetzt. Mukotrat, das zwar wie der Leberextrakt den Antiperniciosastoff enthält, regt in keiner Weise den Leberstoffwechsel an. Im Gegensatz dazu fand sich nach Verabreichung der Magensubstanz eine diuretische Wirkung, die, trotzdem sich auch solche Stoffe in der Leber finden, nach Hepatrat wahrscheinlich infolge Entfernung dieser diuretischen Substanzen nicht auftritt. Nach Hepatrattherapie wird das Gewebsglutathion, insbesondere das der Leber, erhöht, das des Blutes etwas erniedrigt. Es wird die theoretische Erwägung aufgestellt, daß es sich bei der Salvarsandermatitis um eine Blockierung der inneren Atmung handelt. Diese innere Atmung, die eng mit dem Glutathiongehalt zusammenhängt, ist anscheinend bei Leberinsuffizienz, die wie die Untersuchungen vonSpiethoff und seiner Schule zeigen, bei der Salvarsandermatitis vorliegt, empfindlich gestört, so daß es nach Einführung einer weiteren Noxe wie der oxydationshemmenden Arsenverbindungen zu dem Krankheitskomplex kommt. Entgiften kann man diesen Zustand entweder durch Zufuhr von Schwefelverbindungen oder in wirkungsvollerer Weise durch Anregung der Leber, eines Organs, das im Mittelpunkt des Gesamtschwefelstoffwechsels des Organismus steht. Diese Überlegungen gelten sicherlich nicht nur für Salvarsanschädigungen, sondern auch für Wismutexantheme. Wieweit diese Vorstellung noch für andere Allergodermien ihren Anspruch haben, läßt sich zur Zeit noch nicht festlegen, da eine Trennung der auf Leberinsuffizienz beruhenden und durch Lebertherapie zu heilenden Toxikodermien von denen, die eine andere Genese haben, noch nicht möglich ist.
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Milbradt, W. Der Einfluß des Leberextraktes auf den Leberstoffwechsel. Z. Ges. Exp. Med. 81, 256–267 (1932). https://doi.org/10.1007/BF02598684
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