Zusammenfassung
Bei Neugeborenen und Frühgeburten besteht ein bedeutender Wechsel des Maßenverhältnisses zwischen Bindegewebe und Samenkanälchen der Hoden, der, wie bei den Eierstöcken, dem diaplazentaren Einfluß der Hormone zur Zeit der Schwangerschaft zuzuschreiben ist. Was die Feststellung des normalen histologischen Charakters der Hoden betrifft, müssen wir, gestützt auf unsere anatomischen und experimentellen Untersuchungen, im Gegensatz zuKyrle undMita, diejenigen Hoden als normal anschen, die reiches Bindegewebe und enge Tubuli seminiferi aufweisen. Die Hoden, die kein Bindegewebe und nur erweiterte Tubuli seminiferi aufweisen, betrachten wir, wie auch die Eierstöcke mit Follikelreifung und Cystenformationen als Produkte des hormonalen Einflusses zur Zeit der Schwangerschaft, also einer vorübergehenden vorzeitigen Reifung. Die Zeit allein (ohne hormonalen Einfluß) genügt, um die Tubuli, auf die kein Stimulus mehr einwirkt, wieder zu verengern, eine neue Proliferation des Bindegewebes zu verursachen, kurz gesagt eine Rückkehr zum altersgemäßen Verhalten des Hodens hervorzurufen. Im Vorpubertätsalter findet eine Reizung der Tubuli seminiferi statt, die höchstwahrscheinlich dem Einfluß der Hypophysenhormone zuzuschreiben ist. Experimentell gelang es durch Injektion von „Antex Leo” bei schwangeren Meerschweinchen und Hündinnen eine Reizung der Hoden der Feten hervorzurufen, charakterisiert durch Erweiterung der Tubuli und Verschwinden des Bindegewebes. Das Einstellen der Injektionen führte zu Rückbildung der Tubuli und als Wiederherstellung des Interstitialgewebes.
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Diaca, C. Anatomische und experimentelle Untersuchungen zur Pathogenese der histologischen Veränderungen der Hoden bei Neugeborenen und Kindern. Virchows Arch. path Anat. 304, 171–189 (1939). https://doi.org/10.1007/BF02595195
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