Zusammenfassung
In den Nieren einer unter urämischen Symptomen bei einer in Schüben verlaufenden diffusen, vorzüglich intracapillären Glomerulonephritis mit mäßiger Arteriolosclerose verstorbenen 48 Jahre alten Frau fanden sich bei starkem nephrotischem Einschlag einfach- und doppelbrechende Fettstoffe in den Kapseldeckzellen, den proximalen Abschnitten der Tubuli und besonders eindrucksvoll im Interstitium vor allem der Rinde. Die interstitiellen, ausschließlich doppelbrechenden, krystallinen Ablagerungen bestehen neben einem histomorphologisch und analytisch deutlich nachweisbaren Eiweißanteil aus cholesterin- und reichlich phosphati lhaltigen Lipoiden. Der Vorgang der Ablagerung dieser Lipoideiweißkrystalle wurde im Sinne der glomerulären Filtration und tubulären Rückresorption gedeutet. Für einen Teil der periglomerulären Lipoideiweißmassen wird bei glomerulärem Verschluß die Möglichkeit einer direkten Ausscheidung in das Interstitium aus vor dem Glomerulus liegenden Capillaren erwogen. Die herabgesetzte Blutversorgung der Niere mit folgender Schädigung ihrer fermentativen Wirkungen und vermindertem Lymphfluß hat bei anhaltendem Angebot der Lipoideiweißmassen zu ihrer Auskrystallisation geführt. Die Lipoideiweißkrystalle befinden sich nach Untersuchungen an entfetteten Schnitten in einem die Glomeruli und Tubuli umgebenden Maschenwerk, das in der menschlichen Niere erstmalig als ein vorgebildetes, endothelausgekleidetes, sehr fein strukturiertes, nicht blutführendes Capillarsystem beobachtet werden konnte, und als Lymphgefäßsystem angesehen wird. Auf Grund der topographischen Beziehungen zwischen den den Tubuli unmittelbar anliegenden Lymphcapillaren und den Harnkanälchenepithelien wird die Frage erörtert, ob nicht in Analogie zu ähnlichen physio- und pathologischen Vorgängen durch die tubuläre Rückresorption dem Körper wichtige durch pathologisch gesteigerte Permeabilitätsstörung der Glomeruluscapillaren mehr passiv zur Ausscheidung gekommene Stoffe, hier besonders die Lipoide, auf dem Lymphwege dem intermediären Stoffwechsel wieder zugeführt werden können.
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Fresen, O. Lipoideiweißkrystalle im interstitiellen Gewebe der Niere. Virchows Arch. path Anat. 308, 344–359 (1941). https://doi.org/10.1007/BF02593371
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