Zusammenfassung
Die nachstehenden Grundsätze zeigen erneut, daß die Gerichte nicht ohne generalklauselartige Maßstäbe und Kriterienvorgaben auskommen, die sie im Einzelfall jeweils konkretisieren. Die Ärzte haben angesichts solch flexibler und dehnbarer Maßstäbe ein wachsendes Unbehagen und verständlicherweise auch viele Vorbehalte gegen „die” Juristen, die ihnen zu sehr vom Prinzip her denken und zu wenig von den Nöten jedes einzelnen Falles im Arzt-Patienten-Verhältnis fasziniert zu sein scheinen. Es ist, wie ein bedeutender englischer Richter gesagt hat, immer leicht, nachher klüger zu sein: Ein Arzt darf sich das nicht leisten. Er muß schon vorher alle Erwägungen anstellen, die (andernfalls) hinterher das Gericht anstellt. Das macht die besonderen Schwierigkeiten aus, mit denen die Ärzte leben müssen und für die auch der Jurist Verständnis entwickeln muß. Der Jurist muß aber eben auch an die Patienten denken, die hier allzuschnell Opfer ärztlicher Eigenmacht oder mangelnder ärztlicher Sorgfalt werden können. Für das erforderliche Maß an Information, das der Arzt seinem Patienten schuldet, insbesondere auch hinsichtlich möglicher gesundheitsschädlicher (oder noch unbekannter) Nebenwirkungen, sind nach den angesprochenen und unverzichtbaren generalklauselartigen Umschreibungen des anzulegenden Maßstabs alle persönlichen und sachlichen Merkmale des Einzelfalles, wie etwa Dringlichkeit, Schwere und Risiken der Behandlung oder des Eingriffs, mögliche Folge- und Nebenwirkungen, Bildungs- und Kenntnisstand des Patienten oder auch therapeutische und sonstige Auswirkungen der Aufklärung auf den Patienten, zu berücksichtigen.
Abstract
The principles herein discussed show yet again that in determining the physician's duty of disclosure, courts rely on general standards and statutory provisions which they then apply more particularly to the facts of the individual case. Physicians, however, are apprehensive of such flexibel criteria, and perhaps even prejudiced against “the lawyers” who, rather than directing their attention to the needs of the individual doctor-patient relationship, tend to think in terms of the principles involved. To quote a distinguished English judge, “It is always easy to be wise after the event”. This, of course, is one thing the physician cannot afford to be. Although courts may have the benefit of hindsight, a physician must assess the patient's informational needs at the outset: a problem he has to learn to live with and for which the lawyer must develop a greater understanding. But in so doing, the lawyer must not lose sight of the patient, who is at the mercy of the physician and can easily fall victim to his lack of diligence. In summary, in defining the extent of the physician's duty to inform, particularly in respect of possible or as yet unknown side effects, the general standards referred to above must be applied, bearing in mind the facts of the individual case, such as the urgency of the proposed treatment, its severity and inherent risks, possible side effects, and the patient's educational background, as well as the possible effect of disclosure on his mental and emotional well-being.
Literatur
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Giesen, D. Ärztliche Aufklärungspflicht in der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes. Unfallchirurgie 12, 34–38 (1986). https://doi.org/10.1007/BF02588361
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DOI: https://doi.org/10.1007/BF02588361