Traumatische Läsionen der proximalen Tibiaepiphyse

Zusammenfassung

Innerhalb eines Zehn-Jahres-Zeitraumes von 1980 bis 1989 wurden am Unfallkrankenhaus Lorenz Böhler insgesamt 35 Patienten mit 36 Epiphysenverletzungen an der proximalen Tibia bei einem Durchschnittsalter von 13,2 Jahren behandelt. Die Klassifikation dieser Läsionen erfolgte entsprechend dem Schema von Salter und Harris. Unter den Begleitverletzungen fanden wir bei den Typ-II-Verletzungen Fibulaköpfchenfrakturen bzw.-epiphysenlösungen sowie bei den Typ-III-und Typ-IV-Läsionen vor allem solche der Kniegelenkbinnenstrukturen. An schwerwiegenden Komplikationen sahen wir ein beginnendes und ein manifestes Kompartmentsyndrom; eine Läsion der Arteria poplitea haben wir in unserem Krankengut nicht beobachten können. 26 Patienten wurden konservativ und neun operativ behandelt; von 28 Patienten liegen Langzeitergebnisse ($\bar x$ 6,4 Jahre) vor. Bei drei Verletzten konnte bei der Nachuntersuchung ein vorzeitiger Verschluß der Epiphysenfuge erhoben werden, einer davon entwickelte ein Fehlwachstum im Sinne eines Genu recurvatum, welches jedoch bisher keinen Sekundäreingriff erforderlich machte. Vier Patienten wiesen eine instabile Bandführung des verletzten Kniegelenks auf, und bei einem Fall wurden zusätzlich frühzeitige posttraumatische Arthrosezeichen festgestellt. Eine korrekturbedürftige Fehlstellung ist bei keinem der Patienten aufgetreten.

Abstract

36 fractures of the tibia involving the proximal tibial epiphyseal cartilage were treated in 35 patients at the Accident Hospital Lorenz Böhler, Vienna over a ten-year period from 1980 to 1989. The average age at injury was 13.2 years. Most common concomitant injuries were ruptures of the ACL and/or MCL associated with meniscal lesions in type III- and IV-fractures and fractures of the fibula in type II injuries. We saw two associated aggravating problems as defined by a compartment-syndrome of the lower leg with one immediate peroneal-nerve palsy, but lesion or disruption of the popliteal artery was not observed. 26 patients were treated conservatively and nine patients had to be operated on. Long-term follow-up ($\bar x$ 6.4 years) was available in 28 cases. Premature epiphyseal closure was seen in three cases and one of them developed an axis angulation in the sense of genu recurvatum but operative correction was not necessary. Unsatisfactory results were stated in four cases due to their knee instability or posttraumatic painful arthrosis. There was no case of growth disturbance with axis deformation or angulation requiring surgical revision.