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Versuche über den Einfluss des Neutralrots auf die Zellteilung

Mitose-Amitose-Pseudoamitose

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Zeitschrift für Zellforschung und Mikroskopische Anatomie Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

  1. 1.

    Eine Stunde nach zweistündiger Färbung mit einer Neutralrotlösung (1 ∶ 150,000) treten in der Hornhaut von Urodelenlarven abnorme Karyokinesen (Pseudoamitosen) auf.

  2. 2.

    Die Zahl der normalen Mitosen in der Hornhaut nimmt von Stunde zu Stunde ab; 8–12 nach dem Beginn der Färbung (6–10 Stunden nach ihrer Beendigung) ist die Cornea vollkommen mitosenfrei.

  3. 3.

    Nach 2–3 Tagen „mitosenfreier Zeit“ treten neuerdings Zellteilungen auf, die zwar ein vollkommen normales Aussehen zeigen, jedoch an Zahl weit hinter der Norm zurückbleiben.

  4. 4.

    Die Pseudoamitosen leiten sich von Diastern her, bei denen die Enden der gegenpoligen Chromatinschleifen miteinander verklebt sind. Die Diaster gehen dann in das Dispirem über, ohne daß die chromatischen Verbindungen der Tochtersterne gelöst worden wären. Dadurch entstehen amitosenähnliche Bilder (Pseudoamitosen).

  5. 5.

    Der weitere Verlauf der Pseudoamitosen kann nach drei Arten erfolgen:

    1. a)

      Die gesamte Chromatinmasse zieht sich in die Gegend des Verbindungsstieles zurück. Dies führt zur Bildung von Kernen mit doppeltem Chromatinbestand.

    2. b)

      Das Chromatin des einen Tochterkernes wird in den anderen hinübergezogen. Dadurch entstehen Zellen mit hyper- und achromatischen Kernen.

    3. c)

      Der Stiel, welcher die beiden Tochterkerne bzw. Tochterzellen miteinander verbindet, wird dünner und reißt endlich ein. Das Ergebnis dieser Ablaufsform der Pseudoamitose ist somit die Bildung zweier annähernd isochromatischer Kerne und gleichgroßer Zellen.

  6. 6.

    Diese verschiedenen Ablaufsformen der Pseudoamitosen lassen sich mechanisch aus dem Widerspiel der polaren „Attraktion“ (Anziehungskraft, die die Chromosomen polwärts zu befördern trachtet) und der „Kohärenz“ (Festigkeit der chromatischen Verbindungsbrücke beider Tochterkerne) erklären.

  7. 7.

    Wenige Stunden nach der Färbung treten im Hornhautepithel Synkaryen von mehr oder minder großer Kernzahl auf, die nach einigen Tagen wieder verschwinden.

  8. 8.

    Eine mechanische Schädigung der Zelle durch die Anhäufung des Neutrabrots im Plasma ist unwahrscheinlich, da die geschilderte Zellschädigung durch das die gleichen Granula färbende Bismarckbraun nicht verursacht wird.

  9. 9.

    Da die Veränderungen auch im Dunkeln eintreten, ist eine lediglich „photodynamische“ Wirkung des Neutralrots auszuschließen. Die Schädigung durch den Farbstoff beruht vielmehr auf einerGiftwirkung des Neutralrots.

  10. 10.

    Hingegen ist die photodynamische Wirkung des Neutralrots sehr wohl imstande, die durch die Giftwirkung der Substanz an sich hervorgerufene Schädigung zu steigern, wenn die Tiere im Lichte gefärbt und gehalten werden.

  11. 11.

    Der Nachweis morphologisch erkennbarer Zellschädigungen nach Vitalfärbung mit Neutralrot mahnt zur Vorsicht bei der Verwertung von Befunden, welche an vital mit diesem Farbstoff gefärbten Tieren erhoben wurden.

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Politzer, G. Versuche über den Einfluss des Neutralrots auf die Zellteilung. Z.Zellforsch 1, 644–670 (1924). https://doi.org/10.1007/BF02583466

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