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Schluβetrachtung

Das System der subpleuralen Lymphdrüsen hat, wie aus den bisherigen Ausführungen hervorgehen dürfte, eine weit größere allgemeinpathologische Bedeutung als bisher angenommen wurde. Die vorliegenden Untersuchungsreihen, die sich erstmalig mit ihnen hinsichtlich ihrer Bedeutung für die Ausbreitung des phthisischen Prozesses im Organismus beschäftigen, beweisen eindeutig die große Rolle, die sie gerade bei der phthisischen Infektion des Menschen spielen.

Als wichtigstes Verbindungsglied zwischen oberflächlichem und tiefem Lymphgefäßsystem der Lunge eingeschaltet, stellen sie gleichzeitig eine letzte, aber starke Barriere an der Grenze zwischen großem und kleinem Kreislauf dar Durch diese Beziehungen zum Blut- und Lymphgefäßsystem der Lunge beteiligen sich die subpleuralen Lymphknoten zwangsläufig an dem Abwehrkampf gegen die in die Lungen aerogen oder hämatogen gelangten Tuberkelbacillen, wie folgende kurze Zusammenfassung unserer Ergebnisse zeigen möge:

  1. 1.

    Die einem aerogen entstandenen subpleuralen Primäraffekt der Lunge benachbart liegende subpleurale Lymphdrüse kann von diesem Herde aus als erste Etappe des pleuro-pulmonalen Lymphdrüsensystems lymphogen phthisisch infiziert werden. Als histologisch feststellbare Folge entsteht in einer derartig infizierten subpleuralen Lymphdrüse das charakteristische Bild des knochenhaltigen Lymphdrüsenherdes des Primäraffekts mit allen übrigen, diesen charakterisierenden histologischen Befunden. Theoretisch ist die Möglichkeit zuzugeben, daß die subpleurale Lymphdrüse auch noch später von dem bereits abgeheilten oder in Abheilung begriffenen Primäraffekt der Lunge aus auf lymphogenem Wege phthisisch infiziert werden kann.

  2. 2.

    Das System der subpleuralen Lymphdrüsen wird außerdem in einem viel größerem Umfange auf hämatogenem Wege im Verlaufe einer endogenen lymphoglandulären Exacerbation des aufflackernden Lymphdrüsenherdes des Primäraffekts phthisisch infiziert, d. h. im Verlauf einer endogenen Reinfektion. In diesen Fällen kommt es in der phthisisch infizierten subpleuralen Lymphdrüse histologisch zu einer für die Reinfektionsperiode charakteristischen Narbenbildung ohne Knochenneubildung.

  3. 3.

    Während die im Verlauf des sich entwickelnden Lungenprimäraffektes phthisisch infizierte subpleurale Lymphdrüse in diesem Falle als Durchgangsstation für das Virus dient, blockiert sie im Falle der hämatogenen Reinfektion der Lunge die in sie eingeschwmmten Tuberkelbacillen und bewahrt das Individuum damit vor dem Eindringen der Erreger in den großen Kreislauf.

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Schmöe, F. Über die Phthise der subpleuralen Lymphknoten. Beiträge zur Klinik der Tuberkulose 71, 449–466 (1929). https://doi.org/10.1007/BF02570494

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