Zusammenfassung
Gehen wir nunmehr zur Zusammenfassung der von mir erhaltenen Resultate über.
Wie ich festgestellt habe, kann man den Prozeß der supravitalen makro-mikroskopischen Färbung des vegetativen Nervensystems mit Methylenblau merklich verbessern, indem man — unter Berücksichtigung der Isotonie der Lösungen, der Löslichkeitaller Agentien im Wasser, des Diffusionsvermögens durch tierische, insonderheit durch lipoidhaltige Membranen — a) gleichzeitig mit demMethylenblau gewisse Oxy-bzw.Aminophenole einführt, und b) die Färbung beibestimmter Wasserstoffionenkonzentration vornimmt.
Durch Verbindung dieser Maßnahmen gelang es:
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1.
die zur Färbung erforderliche Zeit von 2–3 Stunden (Dogiel) bis auf 12–30 Minuten (im Durchschnitt) abzukürzen;
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2.
die Elektivität der Färbung zu erhöhen, so daß die Nerven sich dunkelblau auf farblosem Grunde färben (sogar im Nierenparenchym vonAnguis!);
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3.
eine genügend intensive Färbungjedesmal sicher (bei genauer Beobachtung der Vorschriften) zu erzielen;
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4.
eine detaillierte Färbung der mannigfaltigsten Nervenge flechte der Mehrzahl der inneren Organe bei verschiedenen Vertretern des Tierreichs zu erhalten, inklussive die Geflechte in tiefen Schichten der Organwand (z. B. der Plexus submucosus der Darmröhre);
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5.
die makroskopisch sichtbare Färbung der Nervenverzweigungenmikroskopisch weiter zu verfolgen,ohne das Präparat zuzerstückeln;
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6.
die Färbung verschiedener Tiere einfach durch Änderung der Proportionen der Bestandteile des Farbgemisches zu erreichen.
Die beschriebene Methode gibt Hinweise auf eineganze Gruppe von Stoffen (Oxy- bzw. Aminophenole), die wie ich annehme, noch weiter durch ähnlich wirkende organische Stoffe (auch mit offener Kette) vervollständigt werden wird, und offenbart die wichtige Rolle derWasserstoffionenkonzentration, indem hier zum erstenmal PH als systematisch variierter Faktor zur supravitalen Färbung des vegetativen Nervensystems mit Methylenblau verwendet wird.
Jedes der in Vorschlag gebrachten Mittel kann natürlich noch erweitert und abgeändert werden, um noch mehr Tierarten und weitere Gebiete des Nervensystems zu umfassen. Vorliegende Mitteilung stellt lediglich die erste Etappe auf der Bahn dieser Errungenschaft dar.
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Schabadasch, A. Untersuchungen zur Methodik der Methylenblaufärbung des Vegetativen Nervensystems. Z.Zellforsch 10, 221–243 (1930). https://doi.org/10.1007/BF02450696
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