Differentialdiagnose von Retinaschäden mittels elektrisch evozierter Lichtempfindungen (Elektrophosphene)

Summary

If the human eye is stimulated with electric current pulses, a light sensation can be observed especially well in darkness. This electrically evoked light phenomenon, called electrophosphene, consists of a formless flicker sensation illuminating the visual field of the excited eye.

The influence of retinal damage on the excitability of that electrophosphene was studied. Characteristic diagrams result when threshold values of the stimulating voltage are plotted against the corresponding frequency of impulses.

Patients suffering from injury to the retina showed different types of threshold diagram depending on the damage to the retinal receptors or the layers of bipolar and ganglion cells.

Therefore measurements of the electric exitability of the phosphen as a function of the stimulation frequency could be used to distinguish damage to different retinal layers. This diagnostic method could be employed even if cataracts prevent ophthalmoscopic explorations of the retina.

Zusammenfassung

Wird das menschliche Auge mit elektrischen Stromimpulsen gereizt, so ist insbesondere unter Dunkeladaptation eine schwache Lichterscheinung wahrzunehmen. Dieser elektrisch evozierte Lichtschein, im folgenden kurz „Elektrophosphen” genannt, besteht in einem formlosen Flimmern der dem gereizten Augezugeordneten Anteile des Gesichtsfeldes. Die vorliegende Arbeit hatte das Ziel, Einflüsse retinaler Schäden auf die Anregbarkeit des Elektrophosphenes zu studieren.

Die jeweilige Schwellenspannung, mit der elektrische Reizimpulse das Phosphen gerade auszulösen vermögen, hängt von deren Folgefrequenz ab. In einem Diagramm gegen die Werte dieser Impulsfrequenz aufgetragen definieren die entsprechenden Schwellenspannungen eine Schwellenkurve des Elektrophosphens.

An Patienten mit Schädigungen der retinalen Receptorenschicht wurden Schwellenkurven gemessen, die stets den Phosphenschwellen des intakten visuellen Systems ähnelten. Demgegenüber zeigten Patienten in deren Retinen die zentralnervösen Schichten der Bipolar- und Ganglienzellen zerstört waren, eine deutliche Veränderung der Schwellenkurve.

Messungen der frequenzabhängigen Anregungsschwelle des Elektrophosphens könnten daher herangezogen werden, wenn es gilt, Schäden der zentralnervösen Netzhautschichten von solchen der Receptorenschicht zu unterscheiden. Die genannte Methode wäre insbesondere anzuwenden, wenn Trübungen der lichtbrechenden Medien des Auges eine ophthalmoskopische und elektroretinographische Untersuchung der Retina erschweren.