Zusammenfassung
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1.
Es wird ein neues größeres Material über die Zeit- und Temperaturabhängigkeit der spontanen Mutationsrate vonDrosophila melanogaster angeführt. Die spontane Rate geschlechtsgebundener Mutationen (ClB-Kreuzungsmethode) ist zeitproportional und hat einen Temperaturkoeffizientent 0 Q 10 =6,5. Eine besonders häufige Rückmutation eines mutantenbobbed-Allels vonDrosophila funebris ergab einent 0 Q 10 =4,0.
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2.
Unter Annahme, daß die spontane Mutabilität den reaktionskinetischen Gesetzmäßigkeiten monomolekularer Reaktionen folgt, wird auf zwei verschiedenen Wegen die AktivierungsenergieU der untersuchten Mutationsraten berechnet und verglichen. Einmal wirdU aus der absoluten Reaktionsgeschwindigkeit, nach Gleichung (6), und das andere Mal aus dem Temperaturkoeffizienten, nach Gleichung (8), berechnet.
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3.
Der Vergleich der Ergebnisse beider Berechnungswege zeigt eine zunächst befriedigende Übereinstimmung. Dadurch wird die schon früher gemachte Annahme, daß die spontanen Mutationen im wesentlichen auf überschwelligen Temperaturschwingungen der Atome gegeneinander innerhalb wohldefinierter Atomverbände beruhen, gestützt.
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Timoféeff-Ressovsky, N.W., Zimmer, K.G. Über Zeitproportionalität Und Temperaturabhängigkeit Der Spontanen Mutationsrate Von Drosophila. Z.Ver-erbungslehre 79, 530–537 (1941). https://doi.org/10.1007/BF02362237
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