Zusammenfassung
Nachdem nachgewiesen werden konnte, daß nach Dauerbeeinflussung mit Follikelhormon schon durch unterschwellig bleibende Reize vorzugsweise ganz bestimmte Mutationsschritte vorbereitet werden, die durch zusätzliche Röntgen bestrahlung als spezifische Mutationen in Erscheinung treten (vgl. Teil I), wurden in der Erwartung, daß mit stärkeren Hormondosen noch deutlichere Effekte erzielt werden können, die gleichen Versuchsreihen mit Konzentrationen von 80 and 2000 M.-E. pro ccm Nährboden durchgeführt.
Es ergab sich mit überraschender Eindeutigkeit, daß bei starken Progynon-Konzentrationen ausschließlich Borstenmutationen als spezifische Mutationen ausgelöst werden. Dieser Befund bedeutet nicht, daß such bei schwachen Progynon-Konzentrationen lediglich die Borstenmutationen als spezifische Mutationen anzusehen sind. Vielmehr bestärkt das inzwischen dreimal unabhängig spontan erfolgte Auftreten von Flügelmutationen (dumpy-Allele) in 20 M.-E.-Progynon-Kulturen die Annahme, daß für schwache Progynon-Konzentrationen auch Flügelformmutationen spezifisch sind. Bei schwächeren Konzentrationen werden offenbar infolge anderer physiologischer Reaktionen auf das Hormon auch andere Mutationsschritte bevorzugt vorbereitet.
Der prozentuale Anteil der Borstenmutationen zeigt, daß die starke Erhöhung der Gesamtmutationsrate bei den beeinflußten Kulturen ausschließlich auf das Hinzutreten der spezifischen Mutationen zu den in ihrem Anteil gleichgebliebenen unspezifischen Röntgenmutationen beruht. Daher steigt auch mit zunehmender Konzentration die Rate der Borstenmutationen ebenso exponentiell an wie die Gesamtrate der sichtbaren Mutationen.
Die spezifischen Mutationen verteilen sich fast ausschließlich und zu annähernd gleichen Teilen aufscute undStubble. Die spezifischen Reize haben demnach in zwei verschiedenen Chromosomen nur solche Mutationen vorbereitet, die das gleiche äußere Merkmal betreffen.
Die aufgetretenen Mutationen wurden im einzelnen beschrieben.
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Dotterweich, H., Schmidtke, L. Auslösung Spezifischer Mutationen Bei Drosophila Melanogaster Nach Chemischer Dauerbeeinflussung II. Z.Ver-erbungslehre 79, 232–239 (1941). https://doi.org/10.1007/BF02362221
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