Zusammenfassung
Nachdem sich gezeigt hatte, daB nach generationenlanger Beeinflussung mit Follikelhormon und zusatzlicher Röntgenbestrahlung auch der Prozentsatz der sichtbaren Mutationen stark gesteigert wird (Dotterweich 1941), wurde die Frage nach der Qualität der in dieser Weise erhaltenen Mutationen geprüft.
Die Beeinflussung wurde mit Progynon (20 M.-E. pro ccm Nährboden) fünf Generationen lang durchgeführt. Die Männchen der fünften beeinflußten Generation wurden, ebenso wie diejenigen der unbehandelten Kontrollkultur einer Röntgenbestrahlung von 4000 r ausgesetzt und im Anschluß daran mit-Weibchen gepaart.
Der Vergleich der entsprechenden Mutationstypen bei beeinflußten und unbeeinflußten Kulturen zeigte eine auffällig starke Zunahme der Borsten- und der Flugeladermutationen bei den mit Progynon beeinflußten Fliegen.
Eine Kultur, die 58 Generationen auf einem Nährboden mit gleicher Progynonmenge gelebt hatte, zeigte hinsichtlich des bevorzugten Auftretens dieser beiden Mutationstypen ein sehr ähnliches Bild.
Aus den Resultaten ist zu schlieBen, daß unterschwellige chemische bzw. physiologische Reize, die allein nicht imstande sind, Mutationen auszulösen, spezifische Wirkungen auf die Gene ausüben können.
Die wichtigsten der aufgetretenen Mutationen werden — ebenso wie die Abdomenvariationen — beschrieben.
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Dotterweich, H., Schmidtke, L. Auslösung Spezifischer Mutationen Bei Drosophila Melanogaster Nach Chemischer Dauerbeeinflussung I. Z.Ver-erbungslehre 79, 220–231 (1941). https://doi.org/10.1007/BF02362220
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