Zusammenfassung
Die zusätzliche Anwendung von intermaxillären Gummizügen oder Magneten bei der Vorschubdoppelplattentherapie stellt eine wichtige Hilfe bei der Behandlung von Problempatienten dar. Die Anwendung intermaxillärer Züge führt zu 100% zu einem kompletten Mundschluß während der Nacht, unabhängig von der Schlaflage des Patienten. Während der Nacht treten nahezu keinerlei Belastungen auf die Stege auf, so daß eine schnellere Adaptation gewährleistet ist. Zusätzliche intermaxilläre Züge erfordern Verankerungsmaßnahmen in der Oberkieferfront (Torquefedern) und im Bereich der Unterkiefermolaren (Attachments). Die Wirkung der Kräfte kann, wenn die dentale Situation es erfordert, auch für eine Übergangszeit weggelassen werden. Die zusätzliche Anwendung von Magneten im Bereich der Fronten führt je nach Schlaflage nur in 70 bis 90% zu einem kompletten Mundschluß. Bei dieser Variante sind besonders umfangreiche Maßnahmen in der Oberkiefer- und Unterkieferfront zu bedenken. In vielen Fällen wird das Aufbringen von Brackets unbedingt erforderlich. Magnete können, wenn dies die dentale Situation erfordert, nicht abgeschaltet werden. Alle heute verwendeten Magnete korrodieren außerordentlich stark. Es ist daher erforderlich, die in den Mund eingebrachten Magnete besonders gut zu schützen. Undichte Einkapselungen müssen als äußerst problematisch angesehen werden. Die korrekte Einstellung in der Sagittalen ist keinesfalls ein Garant für eine Stabilisation. Erst wenn in der Frontalebene ein Dreioder Vier-Phasen-Biß erreicht wird, kann von einer guten Einstellung des neuromuskulären Kaumusters gesprochen werden. Patienten benötigen bis zu einer endgültigen Stabilisation des neuromuskulären Kaumusters mindestens neun Monate. Je nach Mitarbeit kann diese Zeit jedoch auch erheblich länger ausfallen. Instrumentelle Funktionsanalysen sind kaum oder gar nicht geeignet, Aussagen über eine bereits vorhandene Stabilität zu treffen. Bei beiden VDP-Modifikationen zeigt sich die Tendenz zu einer größeren dentoalveolären Wirkung und einer kleineren skelettalen Beeinflussung. Ob Magnete, wieGianelly [3] behauptet, keinen Platz mehr in der Kieferorthopädie haben, kann abschließend nicht beurteilt werden, jedoch zeigen die intermaxillären Züge, insbesondere wenn die Kräfte durch pseudoelastische Federn erzeugt werden, die bessere Wirkung, sind erheblich problemloser anzuwenden und machen die Magnete für diesen Aufgabenbereich überflüssig.
Summary
The use of accessory intermaxillary elastic traction or magnets during bite jumping appliance therapy marks a significant improvement in patient treatment. The use of interarch traction results in 100% mouth closure during the night, which is independent of the patient's sleeping position. During the night the guide pegs are subjected to almost no stress, which guarantees a quick adaptation. Additional intermaxillary traction does call for anchoring procedures in the maxillary anterior (torque springs) and mandibular molar region (clasps). According to the dental situation, the application of dynamic force can be withdrawn for a transitory period of time. Use of additional magnets in the anterior, depending on sleeping position, leads to complete mouth closure in up to 70 to 90% of the cases. Extensive measures in the mandibular and maxillary anterior areas must be considered when using this variant. In many cases the application of brackets is an absolute necessity. However, when the dental situation calls for it, magnets cannot be deactivated. All magnets in use today corrode very easily. It is, therefore, recommended that magnets used interorally be especially well shielded. Leaky capsules must considered especially problematic. Correct adjustment in the sagittal plane does not in any case guarantee stabilization. Only when a 3- or 4-stage bite has been reached, can it be said that a good adjustment in the neuromuscular masticatory pattern has been achieved. Depending on patient compliance, this period can be significantly drawn out. A functional analysis is not a suitable method for analyzing an extant stable result. With both of these modification these is a tendency to greater dentoalveolar effect and diminisshed influence on the skull. The issue of whether magnets have no place in orthodontics, asGianelly [3] claims, cannot be definitively answered, however, it can be said that intermaxillary traction, especially when force is applied by using super-elastic springs, is less expensive, demonstrates a better effectiveness, and it is much easier to use.
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Sander, F.G., Wichelhaus, A. Können Magnete oder zusätzliche intermaxilläre Kräfte die Wirkungsweise von Vorschubdoppelplatten verbessern?. Fortschritte der Kieferorthopädie 55, 279–289 (1994). https://doi.org/10.1007/BF02285415
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