Zu dem Friedhof dieses Dorfes, mild umwallt von Sommerlüften, Hat's mich liebend hingezogen. Trauernd blick' ich nach den Grüften. Leuchte mir, du stiller Abend, mit dem heil'gen Purpurfeuer! Einen such' ich, einen Todten, einen, mir vor Vielen theuer! Fächle, Lebensodem, fächle schönen Herzen lang und labend! Ach, uns allen, oft zu frühe, kommt heran eine letzter Abend. Mit den Todten gern noch spräche Liebe dann und öder Kummer; Doch sie liegen tief gebettet, doch sie liegen tief im Schlummer. Auch mit diesem edlen Schläfer tauscht' ich gern noch frohe Worte; Fest verschlossen ist mir aber seine dunkle Grabespforte. Hier, wo, wie mit Geisterflügeln, mich umschwebt die Nachtphaläne, Böt' ich gern ihm meine Rechte, zeigt' ich gern ihm meine Thräne! War ich doch ihm Freund geworden, standen doch bei Vogelchören Unsre Wiegen nah einander**) neben immer grünen Föhren. Hatten doch die glüh'nde Liebe zur Natur wir eingesogen, Wo mit prächt'gen Wäldern pranget Thüringens Gebirgesbogen. Freunde, nah't denn mit mir heute seiner Gruft, vom Ruhm beleuchtet, Nah't im Geiste, wird euch wieder auch die Wange still befeuchtet! Doch ihr wart schon heut am Grabe, nicht gemahnt durch meine Töne, Liebevolle, treue Gattin, liebevolle, treue Söhne! Aber für die And'ren alle, für die Fremden und für Jeden, Welcher seiner gern gedenket, mögen Lied und Klage reden: Von dem wissensreichen Forscher, von dem Priester am Altare, Von dem Mann, der für das Heil'ge lebte, für das Ewigwahre! Die gekannt ihn, sollen zeugen, wären's selbst auch bittre Feinde, Dass als Vater ihn verehrte, seine fromme Kirchgemeinde. Ja, das Gut, das er genommen mit in's bess're Land hinüber, Seine reine Gottesliebe, trug er auf die Menschen über. Bleibet seines Lobs Verkünder, seiner euch geweihten Liebe Würdig, sucht ihn, all' ihr Vögel, mit dem mächt'gen Reisetriebe! Horcht jedoch dann, während Frühgold weit die wache Welt verschönet, Ob's vielleicht aus seinem Grabe, wie vom Memnonsbilde, tönet. Doch, Natur, dein edler Priester, ganz für deinen Dienst geboren, Ach, er selbst verschwand auf immer! Ach, wir haben ihn verloren! Und von deinen letzten hohen Forschern mit des Ruhmes Laube Ging dahin auch Der, o Deutschland, sank dahin auch Der zum Staube! Aber nicht der Tod vertilgte seines Waltens Spur und Segen; Seine reichen Geistesfrüchte zeugen fort auf hundert Wegen. Sein geliebtes Bild im Herzen lebt auch in der Tugendschöne, Freunde! lebt dir, edle Gattin, lebt euch künftig, treue Söhne! Ist er auch hinweggetragen schweigend unter die Cypressen: In der Wissenschaften Tempel glänzt er, künftig unvergessen. Seiner dankbar auch gedenket, weil er nah ihr ist geboren, Thüringens Gebirgeswaldung mit den hundert Felsenthoren. Und so schlafe vielgesegnet, edler Freund, von Nacht umwoben~ Kannst du noch uns unten hören, oder als Verklärter droben?... Schlafe wohl, von Gott belohnet! Räthsel, hier so schwer und dunkel, Sind gelöst nun deinem Geiste dort im ew'gen Lichtgefunkel! Meine Hand darauf! Du kanntest nicht umsonst der Wesen Stufe Und die Harmonie des Weltalls und die tausend Gottesrufe!—Deine Lieben siehst du wieder, welche nahm des Himmels Ferne: Wieder kommen wir zusammen droben in dem Reich der Sterne! Ph. H. Welcker.
Article PDF
Avoid common mistakes on your manuscript.
Additional information
Der Abdruck dieses Gedichtes hat sich leider wegen unvorhergesehener Umstände verspätet.
Brehm wurde geboren in dem Dorfe Schönau am Walde, das kaum eine Stunde von Georgenthal, dem Geburtsort des Verfassers, entfernt ist.
Rights and permissions
About this article
Cite this article
Schwaitzer, F. Nachruf an Christian Ludwig Brehm, an dessen Todestage.. J. Ornithol 13, 289–292 (1865). https://doi.org/10.1007/BF02261124
Published:
Issue Date:
DOI: https://doi.org/10.1007/BF02261124