Zur Kenntniss der Veränderungen innerer Organe bei acuter Arsenvergiftung

Resumé

• 1. Vorstehende Beobachtung liefert ein sehr eclatantes Beispiel der sehr raschen und energischen Einwirkung des Arseniks auf den menschlichen Organismus, zumal bei einem Kinde. Durch zufälligen Genuss eines arsenigsauren Salzes in grösserer Menge erfolgte unter den Erscheinungen einer toxischen Gastritis und rasch zunehmenden Collapses schon nach 13 Stunden der Tod. Dieser Ausgang ist um so auffallender, da sehr bald nach Genuss des Giftes spontanes Erbrechen eintrat, wodurch grosse Dosen des Giftes entleert wurden, überdiess schon nach 2 Stunden die kräftigsten Antidota gereicht wurden.

• 2. In forensischer Hinsicht hat die Beobachtung dadurch einen ganz besonderen Werth, dass, während in den 3 Studen nach Einnahme des Arsens erbrochenen Massen noch reichliche Mengen des Giftes nachweisbar waren, in der Leiche keine Spur des Giftes mehr aufgefunden werden konnte; mit negativem Resultate wurden insbesondere der Inhalt des Magens und der Gedärme, sowie die Galle, die Leber, Milz und Nieren auf die Gegenwart von Arsen untersucht.

• 3. Zum ersten Male wurden bei einem durch Arsen vergifteten Menschen die von D. Saikowsky nach innerlichem Gebrauche von Arsen bei Thieren in der Leber, den Nieren, in den Muskeln des Herzens und des Diaphragma aufgefundenen pathologischen Veränderungen constatirt.

• 4. Als früher noch nicht constatirte Befunde müssen bezeichnet werden: die starke markige Schwellung der Peyer'schen Haufen und Solitärdrüsen des Ileum, die starke Röthung und Schwellung der Schleimhaut des ganzen Dickdarmes, die Milzschwellung, die ausgedehnte Atelectase der Lungen und die frische endocarditische (parenchymatöse) Schwellung der Aortaklappen. Fernere Untersuchungen haben zu entscheiden, in wie weit diese auffallenden Befunde der Einwirkung des Arsens zugeschrieben werden dürfen oder nicht.