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Weitere Mitteilungen über Hemmung spezifischer Rachitisheilung durch exogene und endogene Faktoren

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Zusammenfassung

  1. 1.

    Eingehende klinische Mitteilungen über einen 5 Monate auf derBasler Kinderklinik beobachteten Fall von verzögerter Rachitisheilung (sog. perrenierende, gegen D-Vitamin resistente Rachitis der Autoren) infolge einfachen Nahrungswechsels (nämlich Übergang von der bisherigen gemischten obst- und gemüsereichen zur gewöhnlichen, calorisch reichlich genügenden Milch-Mehl-Kost). Spontanheilung auf Rückkehr zur ersten Diät ohne Mithilfe vom D-Faktor.

  2. 2.

    Von den wenigen bisher in der Literatur beschriebenen sog. “perennierenden” Rachitisformen exogener oder endogener Natur (bei komplizierenden chronischen Infekten, bei Frühgeburten und untergewichtigen Zwillingen, bei sog. hepatogener und enterogener [Coeliacie], ferner bei renaler und diabetischer Rachitis usw.) unterscheidet sich diese neueste Abart durch ihre Spontanheilung nach einer mehrere Wochen bis Monate dauernden wirkungslosen spezifischen Therapie.

  3. 3.

    Die intermittierende, auf einfachequalitative Diätänderung zurück-führbare Verlaufsweise der floriden Rachitis bei dem 1 1/2 jährigen Kleinkinde erinnert am ehesten etwa an den kürzlich vonBornscheuer aus derMarburger Kinderklinik publizierten Fall von “endogener, gegen D-Vitamin und Lichtfaktor resistenter Spätrachitis”, dem eine Störung im Säure-Basen-Haushalt zugrunde lag und der schließlich ebenfalls durch bloßen Nahrungswechsel auf unspezifische Weise geheilt wurde.

  4. 4.

    Die Beobachtung wird als klinischer Beweis gewertet für die ätiologische und therapeutische Bedeutung des heute neben dem Lichtfaktor im allgemeinen vielleicht etwas zu sehr vernachlässigtenErnährungsfaktor im Rahmen des rachitischen Prozesses. Beruhe dieser Einfluß der Nahrung nun auf ihrem wechselnden Vitamingehalt oder nach Ansicht einzelner neuerer Forscher (Boyd, Bornscheuer) auf ihren ungleichen chemischen Valenzen (Störung des Säure-Basen-Gleichgewichtes) oder endlich aufanderweitigen, noch unbekannten Faktoren, an deren Vorhandensein als einem weiteren X- außer dem D-Faktor die Heilung der Rachitis gebunden ist. Eine Auffassung, der schonv. Pfaundler, Gött, A. F. Hess sowie neuerdingsWerner Kollat (Breslau) Ausdruck verliehen haben und der sich auch der Verf. anschließen möchte.

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Literatur

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  2. Der vonSpolverini, Reyer u. a. konstatierte Verlust der Vitamine speziell des Vitamin C in der diesen Forschern zugänglichen bestrahlten Milch trifft jedenfalls nicht zu für unser ausgezeichnetesSchweizerprodukt “Ravix”. Dank ihrer glücklichen Zusammensetzung und schonenden Behandlung, und Dank ihres hohen Rohrzuckerzusatzes (6%) unterscheidet sich der Vitamin C-Gehalt in der von uns ausschließlich verwendetenSchweizer Trockenmilch “Ravix” nicht von demjenigen einer 2 Minuten gekochten guten Frischmilch. Mit anderen Worten: Der angebliche Verlust des C-Vitamins durch den Austrocknungs- und Bestrahlungsprozeß ist bei Ravix zu vernachlässigen und spielt praktisch keine Rolle. Trotz der zahlreichen und ausgezeichneten Ergosterinpräparate des Handels sind wir der bestrahlten Trockenmilch treu geblieben auf derBasler Kinderklinik. — Von besonders guter Wirkung speziell auch auf das Allgemeinbefinden (Gewichtszunahme und Turgor) ist die bestrahlte Milch beirachitischen Flaschenkindern des 2. und 3. Lebenshalbjahres, während bei Brustkindern sowie bei Frühgeburten und dyspeptischen Rachitikern die bequeme Vigantol- oder Haliverolmedikamention in Tropfenform natürlich die gegebene ist. Uns will immer wieder scheinen, als ob der D-Faktor im natürlichen Rahmen der Milch oder des Lebertranes dargeboten, vom rachitischen Organismus besser ausgenutzt werde und schon in kleineren Dosen wirksam sei, als bei seiner Verordnung in Form der hochwirksamen Reinprodukte des Handels. — Zum Teil mag diese gute Heilwirkung bestrahlter Milch mit deren gleichzeitigem hohen Ca- und Phosphorgehalt zusammenhängen (Daniels, A. F. Hess), zum Teil scheint aber auch eindifferentes biologisches Verhalten des D-Faktors verschiedener Herkunft im tierischen Organismus selbst zu bestehen, das nach neuesten Untersuchungen vonA. F. Hess (3. Internat. Kongreß für Pädiatrie,London, Juli 1933) für den ungleichen spezifischen Heileffekt verschiedener Antirachitica mit verantwortlich ist.

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  5. Wir vermeiden vielleicht besser die Bezeichnung “Rachitisvitamin” oder Vitamin D (McCollum) für das aktive antirachitische Prinzip, weil der Vitamincharakter des unter dem Einflusse ultravioletten Lichtes von 290–304 mμ Wellenlänge in allen cholesterinhaltigen Substanzen in- und außerhalb des menschlichen Körpers entstehenden Rachitisheilstoffes, oder Antirachitisfaktors noch keineswegs feststeht, ja sogar eher unwahrscheinlich ist (A. F. Hess, v. Pfaundler u. a.).

  6. Zweifellos stand das kurze Zeit an Stelle der “Ravix” verfüttertebestrahlte Mehl weit zurück an antirachitischer Heilkraft hinter unserem bewährtenSchweizerischen Trockenmilchpräparat. Allein wir vermögen diesem vorübergehendenWechsel in der Wahl des Antirachiticums keine entscheidende Bedeutung beizulegen für das Zustandekommen der beschriebenen lange dauernden Hemmung des spezifischen Heilungsvorganges. Höchstens für die kurze Zeitspanne der “Mehlperiode” mit ihrem Gewichtsrückgang käme vielleicht ein gewisses gleichzeitiges Ungenügen der Zufuhr von Antirachitisfaktor in Frage. Der anschließende mehrwöchige Heilungsstillstand dagegen, blutchemisch gesprochen ein richtigesRachitisrezidiv mit Gewichtsstillstand, das sich trotz Rückkehr zu “Ravix” undunter ihrem ständigen Gebrauch eingestellt und immer verschärft hatte, kann unmöglich auf Verwendung eines ungenügenden oder minderwertigen Rachitismittels zurückgeführt werden. Wir kennen die antirachitische Wirkungsweise unserer bestrahltenSchweizer Trockenmilch genau. Obgleich letztere, speziell die von uns damals angewandten Milchproben nicht auf biologischem Wege standardisiert waren, so handelte es sich doch um ein klinisch erprobtes und absolut zuverlässiges Präparat. Das beweißt sowohl der anfängliche Heilerfolg in unserem obigen Falle, wie auch eine Reihe gleichzeitig und mit der gleichen bestrahlten Trockenmilch behandelter rachitischer Säuglinge, deren Rachitis unter dieser Behandlung in der üblichen Zeit von 4 Wochen glatt ausheilte. Das Versagen der spezifischen Therapie in unserem Falle läßt sich also unmöglich erklären durch Mängel in der Qualität des verwandten D-Faktors.

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  18. Bornscheuer, Ein Fall von endogener, gegen D-Vitamin und Licht resistenter perrenierender Rachitis aus derMarburger Kinderklinik. Z. Kinderheilk.51 (1931).

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Wieland, E. Weitere Mitteilungen über Hemmung spezifischer Rachitisheilung durch exogene und endogene Faktoren. Z. Kinder-Heilk. 56, 19–41 (1934). https://doi.org/10.1007/BF02250590

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