Einwirkung der Röntgenstrahlen auf die Schilddrüse des wachsenden Organismus

Zusammenfassung

• 1. An jungen weißen Ratten (61 darunter 14 Kontrollen) und an 10 ausgewachsenen Ratten wurde die bisher nichtgeklärte Frage geprüft, ob sich eine Einwirkung der Röntgenstrahlen auf die Schilddrüse des wachsenden Organismus nachweisen läßt. Nach früheren, ausschließlich an ausgewachsenen Tieren vorgenommenen Untersuchungen ist die nicht krankhaft veränderte Schilddrüse nicht radiosensibel.

• 2. Bei Tieren mit ruhender, kolloidreicher Schilddrüse läßt sich eine Strahlenwirkung nicht nachweisen. Bei Vitamin-D-arm ernährten und wenig dem Licht ausgesetzten Tieren, bei denen die Kontrolltiere das Bild der unruhigen, kolloidarmen Schilddrüse mit hohem Epithel zeigten, war bei den bestrahlten Tieren fast regelmäßig das histologische Bild der kolloidreichen Drüse (mit verlangsamter Sekretion) festzustellen.Durch Röntgenbestrahlung tritt somit bei der jungen wachsenden Ratte eine Hemmung der Schilddrüsenfunktion ein.

• 3. Die Strahleneinwirkung ist aber abhängig von der Dosisgröße und dem Zeitpunkt der Untersuchung und offenbar nur bei direkter Bestrahlung der Drüse zu erzielen. Eine Fernwirkung konnte nicht nachgewiesen werden.

• 4. Die beschriebene Zustandsänderung der Schilddrüsenmorphologie durch Röntgenstrahlen war nur bei jungen wachsenden Tieren, die bisher nicht untersucht worden waren, nicht aber bei ausgewachsenen Ratten festzustellen.

• 5. Die erhöhte Strahlenempfindlichkeit des jungen tierischen Schilddrüsengewebes gegen Röntgenstrahlen gibt Veranlassung zur besonderen Vorsicht bei Bestrahlungen im Halsbereich junger Säuglinge und Kleinkinder zu mahnen.