Zusammenfassung
Es hat sich also ergeben, daß bei allen Tieren, bei denen durch Fütterung die Erzeugung einer Tuberkulose gelingt, die Infektion auf dem Inhalationswege sich rascher, sicherer und mit viel kleineren Dosen erreichen läßt. Der Erfolg ist wirklich den in die Lunge gelangten, nicht etwa den verschluckten oder von den Lymphbahnen des Rachens aufgenommenen Bazillen zuzuschreiben. Man wird nicht fehl gehen in der Annahme, daß dieses Gesetz für alle Tierarten gültig ist, und daß auch der Mensch keine Ausnahme davon macht. Wenn also aus den bisherigen Tierexperimenten überhaupt ein Schluß auf das Verhalten der Infektionswege beim Menschen gezogen werden darf, so ist es gerade der umgekehrte, den Calmette und seine Mitarbeiter gezogen haben. Alle Tierexperimente sprechen für die höhere Bedeutung des Inhalationsweges.
Damit ist aber nur die Gangbarkeit des Weges erwiesen; über die Häufigkeit, mit der er beim Menschen wirklich begangen wird, sagen diese Experimente nichts aus. Um diese Frage zu entscheiden, dazu gehören, wie Flügge zuerst mit aller Klarheit hervorgehoben hat, andere Überlegungen, welche die Gelegenheit zur Infektion auf den einzelnen Wegen zum Gegenstand haben.
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Verhandlungen der VI. Internationalen Tuberkulosekonferenz in Wien.
Während der Korrektur erhalte ich Kenntnis von einer unter Kolles Leitung angefertigten Arbeit von Laffert (Arbeiten aus dem Institut zur Erforschung der Infektionskrankheiten in Bern, Hft. 1, Jena 1908). Die Arbeit kommt sowohl bezüglich der Fütterungs- wie auch der Inhalationsdosis fast genau zu demselben Resultat wie ich.
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Reichenbach, H. Experimentelle Untersuchungen über die Eintrittswege des Tuberkelbacillus. Zeitschr. f. Hygiene. 60, 446–466 (1908). https://doi.org/10.1007/BF02217525
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