Versuche über den anaphylaktischen Schock am narkotisierten Meerschweinchen

Zusammenfassung

Angeregt durch eine Arbeit vonQuill in der jegliche Bedeutung der Narkose für die Schockverhütung verneint wird, wurde an gegen Pferdeserum sensibilisierten Meerschweinchen der Einfluß der Äthernarkose auf den Ablauf des anaphylaktischen Schocks geprüft. Es konnte festgestellt werden, daß von 10 sensibilisierten Meerschweinchen 6 bei Serumverdünnungen von 1∶1, 1∶2, 1∶4 bzw. 1∶8 unter schweren Schocks starben, während 2 mit einer Verdünnung von 1∶16 reinjizierte Meerschweinchen den Schock überleben und 2 weitere bei Reinjektionskonzentrationen von 1∶32 keine Schockreaktionen mehr zeigen. Von 16 sensibilisierten Meerschweinchen starben bei einer Reinjektionsdosis von 0,5 cm³ konzentrierten Serums ohne Narkose alle 8 gepfüften Tiere, während von den restlichen 8 unter Äthernarkose nur 2 einen tödlichen Schock erlitten und die übrigen 6 nur leichte bzw. gar keine Symptome zeigten. Bei Prüfung des antianaphylaktischen Verhaltens mittels einer zweiten Reinjektion von 0,5 cm³ konzentrierten Serums 24 Stunden nach der ersten Reinjektion ließ sich bei den überlebenden Narkosetieren nur bei zweien ein schwerer, bzw. tödlicher Schock auslösen, während der Rest der Tiere keinerlei Reaktion zeigte. Dieser Befund spricht dafür, daß unter Äthernarkose Antigenbindung stattfindet, aber keine entsprechende Reizung der Schockerfolgsorgane zur Folge hat. Der Äthernarkose kann also ein günstiger Einfluß auf die Schockschwere nicht abgesprochen werden.