Zusammenfassung
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1.
Es wird über 43 Fälle von sicherer und 8 Fälle wahrscheinlicher Tularämie bei russischen Zivilarbeitern in Deutschland berichtet. In 3 Fällen gelang der Nachweis des Bacterium tularense aus Drüsenpunktateiter.
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2.
Es handelt sich um klinisch sehr milde verlaufende Erkrankungen, deren Erreger eine ungewöhnlich geringe Tierpathogenität bei serologischer Intaktheit zeigte.
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3.
Es ergibt sich, daß wenigstens für diese milde Verlaufsform ein deutlicher Agglutinationstiter von 1∶5 bis 1∶10 schon als beweisend für eine frische Erkrankung angesehen werden muß.
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4.
Bei der vorliegenden Form der Erkrankung ist der Hauttest (Foshay-Test) bei 38 von 47 Fällen negativ.
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5.
Klinisches Krankheitsbild, Agglutinationsprobe, Hauttest und Bakteriennachweis haben sich in diagnostisch verwertbarem Sinn gegenseitig ergänzt und in der Mehrzahl der Fälle bei Ausschluß anderer Erkrankungen die Diagnose gesichert.
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6.
Bei fehlendem Befallensein der Nagetiere, fehlender Morbidität der deutschen Bevölkerung, Verteilung der Erkrankungen auf 14 Lager in einem Bereich von etwa 600 km2 werden die Erkrankungen als gehäufte Aktivierungen bisher latenter, in der russischen Heimat mit endemischer Tularämie erworbener Infektionen aufgefaßt. Die Gründe für die unerwartete Singularität unserer Beobachtungen werden erörtert.
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7.
Für die klinische Behandlung erwies sich Incision als ungünstig, Röntgentiefenbestrahlung als günstig.
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8.
Geringe Virulenz, Versagen der üblichen diagnostischen Methoden, Auswertung der Agglutination und Häufigkeit der Reaktivierungen stellen Besonderheiten dar.
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Frank, H., Wohlfeil, T. Epidemiologie und bakteriologisch-serologische Diagnostik leicht verlaufender Formen der Tularämie. Zeitschr. f. Hygiene. 128, 486–498 (1948). https://doi.org/10.1007/BF02179612
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